München (ots) – Die geplanten Themen:
Salo Mullers Kampf um Entschädigung für Deportationsopfer
Salo Muller war sechs Jahre alt, als er 1942 in Amsterdam seine Eltern zum letzten Mal sah. Am 27. November 1942 wurden sie von Amsterdam ins Durchgangslager Westerbork und von dort nach Auschwitz deportiert, wo sie Anfang 1943 ermordet wurden. Der 6-jährige Junge wurde von niederländischen Widerstandskämpfern versteckt. 1945 machte ihn seine Tante ausfindig: Sie fand ein verängstigtes Kind vor. Salo Muller hat ein halbes Jahrhundert gebraucht, ehe er – angeregt durch Steven Spielbergs Shoa-Projekt – über sein Schicksal reden konnte. Seine Eltern mussten, wie alle Juden, ihre Deportation in die Vernichtungslager auch noch selbst bezahlen. Muller hat sich deshalb an die holländische Staatsbahn gewandt und Entschädigung verlangt. Drei Jahre dauerten die Gespräche mit der Niederländischen Eisenbahn, dann gab es ein Einsehen und Muller und die anderen 5000 holländischen Überlebenden des Holocaust und ihre Angehörigen erhielten eine Entschädigung. Jetzt haben Salo Muller und sein deutscher Anwalt Axel Hagedorn an die Deutsche Bahn und die Bundesregierung Briefe geschrieben und Entschädigung gefordert. Was der 84-jährige Salo Muller will, ist eine Geste der Deutschen Bahn und ihres Eigentümers, der Bundesrepublik Deutschland, die mehr ist als nur Worte. “ttt” hat mit Salo Muller und seinem Anwalt gesprochen.
Autor: Ulf Kalkreuth
Wie der Fotokünstler Hans-Christian Schink die Sonne einfing’
Der Fotograf Hans-Christian Schink, 1961 in Erfurt geboren, gehört zu den international am meisten beachteten Fotografen seiner Generation. In der Kunsthalle Erfurt wird unter dem Titel “So weit. Fotografien seit 1990” ein Ausschnitt aus seinem Werk gezeigt. Der Titel ist zweideutig: ‘So weit’ heißt bei Schink auch, so weit in die Welt hinaus. Für seine singuläre Serie “1 h” hat er an zwei Dutzend Orten auf der Nord- und Südhalbkugel der Erde den Lauf der Sonne innerhalb einer Stunde ins Bild gebracht. Schink hat dafür die Orte der extremsten Sonnenverläufe der Welt aufgesucht. Das romantische Staunen, das trotz penibelster Belichtungsplanung und google-genauer Weltvermessung darin liegt, kennzeichnet auch seine anderen Fotografien – selbst wenn sie soziale Umbrüche dokumentieren wie bei der Begleitung des “Verkehrsprojektes Deutsche Einheit'” oder wenn er sich seiner neuen Heimat im “Hinterland” am Rande der mecklenburgischen Seenplatte fotografisch nähert.
Autor: Meinhard Michael
Von der Veränderbarkeit der Welt – der Dokfilm “Der nackte König”
Eine nicht enden wollende Pandemie, Turbulenzen bei der amerikanischen Präsidentenwahl – gefühlt stehen wir an der Kante eines radikalen weltweiten Umbruchs, vielleicht sogar einer Revolution.
Zumindest ein Filmverleih will sich von der andauernden Kinoschließung nicht aufhalten lassen und veröffentlicht – nun digital – einen Film, der sich genau mit dem Thema beschäftigt: der Revolution. Der Schweizer Journalist und Filmemacher Andreas Hoessli betrachtet in seinem fast zweistündigen Essay “Der nackte König” zwei historisch nah beieinander liegende, aber sehr unterschiedliche Revolutionen: die islamische Revolution unter Ayatollah Khomeini im Iran von 1978 und die landesweiten Streiks 1980 in der Volksrepublik Polen, die zur Gründung der nur kurzzeitig legalen Gewerkschaft Solidarnosc führten. Hoessli war selbst Ende der 70er als junger Politik-Doktorand in Polen und befreundete sich mit dem Journalisten Ryszard Kapuscinski, der sowohl die polnische als auch die iranische Revolution begleitete.
Hoessli erzählt von der eigenen Erfahrung, schaut auf das, was übriggeblieben ist und fordert von dem Betrachter in aller Differenziertheit ein eigenes Nachdenken. Ab 11. Februar ist der Film online auf der heimischen Leinwand zu sehen.