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Verhaltensorientierter Arbeitsschutz: Faktor Mensch für mehr Arbeitssicherheit / Regelmäßige Information und Austausch fördern dauerhafte Änderungen des Verhaltens / Persönliche Motivation für mehr Sicherheit als gemeinsames Ziel

Köln, 24. Juni 2020. Regeln sind das eine, die Realität ist etwas anderes: Risikoreiches Verhalten im Arbeitsumfeld ist immer noch relativ häufig anzutreffen. “Für einen bestmöglichen Schutz der Beschäftigten müssen technischer und organisatorischer Arbeitsschutz um eine verhaltensorientierte Komponente ergänzt werden. Sie sensibilisiert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür, beim Erfüllen ihrer Aufgaben auf Sicherheit zu achten. Das reduziert Unfälle, die auf risikoreiches Verhalten zurückzuführen sind. Immerhin beruhen rund 80 Prozent der Arbeitsunfälle auf nichttechnischen Ursachen”, erklärt Werner Lüth, Experte für Arbeitssicherheit bei TÜV Rheinland.

Die Zahl der Unfälle im beruflichen Umfeld betrug 2019 nach Angaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung DGUV knapp 812.000 – 1,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Weitere Fortschritte sind nach Ansicht der Fachleute von TÜV Rheinland insbesondere durch dauerhafte Sensibilisierung und langfristige Verhaltensänderung der Mitarbeitenden zu erzielen.

Gewünschtes Verhalten motivierend vermitteln
Ziel des verhaltensorientierten Arbeitsschutzes ist es, dass Mitarbeitende aus eigener Überzeugung heraus sichere Arbeitsweisen entwickeln und vorhandene Sicherheitsmaßnahmen wie das Tragen persönlicher Schutzausrüstung umsetzen. Eine Voraussetzung dafür ist, dass die Vorteile des sicheren Verhaltens erkannt werden. Dazu reichen klassische Unterweisungen oftmals nicht aus. Sie sind häufig Monologe, in denen die Sicherheitsmaßnahmen vorgestellt werden. Das motiviert nicht dazu, riskantes Verhalten zugunsten von sicherem aufzugeben, wenn das Risiko kalkulierbar erscheint.

Neben einer wertschätzenden Gesprächsführung sind bei Unterweisungen und Sicherheitsgesprächen lernpsychologische Aspekte wichtig. Beispiele oder Beinaheunfälle verdeutlichen die negativen Konsequenzen von falschem Verhalten. Zugleich ist es aber auch wichtig, die Gründe für das riskante Handeln zu erfahren. Stecken zum Beispiel Termindruck, unverständliche Regelungen oder Gruppenprozesse wie das Ablehnen von uncooler Schutzkleidung dahinter, müssen diese Themen im Team besprochen werden.

“Im verhaltensorientierten Arbeitsschutz werden erwünschte Arbeitsweisen klar formuliert, Rückmeldung zum beobachteten Verhalten gegeben und gemeinsam Ziele für sicheres Arbeiten formuliert. In unseren Workshops zu erfolgreichen Unterweisungen und Sicherheitsgesprächen haben Gesprächsführungstechniken und die Simulation von Gesprächen als Erfolgsfaktoren für die Praxis einen hohen Stellenwert”, erklärt Iris Dohmen. Sie berät als Psychologin bei TÜV Rheinland Unternehmen und Organisationen verschiedener Branchen zu betriebspsychologischen Fragestellungen.

Sicherheit vorleben
Führungskräften kommt beim verhaltensorientierten Arbeitsschutz eine zentrale Rolle zu: Sie sind nicht nur Vorbilder, sondern tragen durch ihr Feedback zum Verhalten der Beschäftigten maßgeblich zur Arbeitssicherheit bei. Ihre Aufgabe ist es, sicheres Arbeiten positiv hervorzuheben und auf risikoreiche Arbeitsweisen umgehend hinzuweisen sowie diese gegebenenfalls zu sanktionieren. “Müssen negative Verhaltensweisen angesprochen werden, ist ein wertschätzendes Gespräch auf Augenhöhe wichtig. Ich-Botschaften zur Beobachtung und klare Wünsche für ein besseres Verhalten tragen dazu ebenso bei wie aktives Zuhören. Denn meist haben Mitarbeitende aus ihrer Sicht gute Gründe für ihr riskantes Handeln. Da sichere Arbeitsweisen beim verhaltensorientierten Arbeitsschutz auch im Team entwickelt und vereinbart werden, führt das Konzept idealerweise dazu, dass sich die Teammitglieder gegenseitig auf die Regeln aufmerksam machen. Denn die Beschäftigten werden aktiv einbezogen und arbeiten auf ein gemeinsames Ziel hin: ein jederzeit sicheres Verhalten bei der Arbeit”, so Dohmen.

Weitere Informationen unter www.tuv.com/arbeitssicherheit bei TÜV Rheinland.

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Andreas Twinkler

Von prgateway

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