Mit diesem spannenden Buch lernen Kinder auf spielerische Art und Weise andere Länder und Kulturen kennen.
Mit Nepomuck auf Weltreise
Wie funktioniert eigentlich ein Heißluftballon, und wie leben die Eskimos heute? Was passiert, wenn ein norwegischer Kobold auf einen irischen Leprechaun trifft, und was kann man im Karina-Verlag so alles anstellen? Begleitet den lustigen Kobold Nepomuck auf seinen Reisen durch Europa, Asien, Amerika, Afrika und Australien und lernt Menschen, Tiere und verschiedene Kulturen hautnah kennen. Folgt ihm auf den Spuren der Hobbits, und werft mit ihm seinen ersten Bumerang. Die tollsten Abenteuer warten auf euch, denn wo Nepomuck sein Unwesen treibt, da wird es nie langweilig!
ISBN-13 : 978-3961112760
Leseprobe
Bei den Eskimos
Es ist gemütlich in dem bunten kleinen Holzhäuschen. Im Ofen knistert ein behagliches Feuer, während draußen der Polarwind um das Haus heult. Mit glühenden Ohren hört Nepomuck zu, was ihm das kleine Mädchen mit den schwarzen, geflochtenen Zöpfen erzählt: „Mein Name ist Nanuk …“
„Das klingt ja fast wie Nepomuck!“, ruft der kleine Kobold lachend dazwischen. Doch Nanuk schaut ihn ernst an.
„Mein Name hat eine Geschichte. Bei uns Inuit – so nennen wir Eskimos uns selber – und das bedeutet ganz einfach ‚Mensch’ – wählen nicht die Eltern den Namen eines Babys aus. Wir glauben, dass kein Namensgeist ohne körperliche Hülle bleiben darf, denn das bringt Unglück. Als ich geboren wurde, ist im Dorf gerade ein alter Mann gestorben, und so gab man mir seinen Namen – und damit auch seine Fähigkeiten.” Die Kleine holt zum Beweis eine Mappe hervor und zeigt Nepomuck ein wunderschönes Landschaftsbild.
„Siehst du, ich male schon genauso gut, wie er gemalt hat.” Nepomuck staunt. So etwas hört er zum ersten Mal. Aber hier ist sowieso vieles ganz anders.
„Dann hast du jetzt aber einen Männernamen“, fällt ihm plötzlich ein.
„Macht doch nichts“, sagt Nanuk, „wenn ich möchte, darf ich noch weitere Namen hinzufügen, zum Beispiel von Menschen, die mir viel bedeuten.“
Nanuks Vater betritt mit frostgerötetem Gesicht den Raum und bringt einen ordentlichen Schwung eisige Luft mit herein.
„Nanu, ihr sitzt bei diesem schönen Wetter drinnen? Dabei gibt es doch für Nepomuck so viel zu sehen. Ihr solltet die Zeit besser nutzen“, meint er kopfschüttelnd.
„Aber ich habe schon ganz viel von Nanuk gelernt“, wirft der Kobold eifrig ein und denkt bei sich: Ich möchte eigentlich nicht so gerne zugeben, dass es sogar mir, der ich aus Norwegen stamme, dort draußen ein wenig zu kühl ist.
„Dann sollten wir jetzt mal von der Theorie zur Praxis wechseln“, schmunzelt sein Gastgeber. „Also, Nepomuck, was würdest du denn gerne unternehmen?“
Das Kerlchen muss nicht lange überlegen. „Ich möchte einmal ein Haus aus Eis und Schnee sehen!“, verkündet es begeistert.
„Gut, dann müssen wir uns aber beeilen“, erklärt Nanuks Vater.
„Die meisten Inuit wohnen heute nicht mehr in Iglus“, erzählt Nanuk, während sie durch den Schnee stapfen. Für Nepomuck erweist sich das als ziemlich anstrengend, da er ja viel kleiner als die Eskimos ist und zudem keine Schuhe trägt, denn Waldkobolde laufen immer barfüßig. Kurzerhand nimmt der Vater ihn huckepack.
„Ehe du dir noch die Füße abfrierst“, lacht er. Bald sind sie am Iglu angekommen. Der Mann, der dort wohnt, ist ein traditioneller Jäger. Auch davon gibt es nur noch wenige.
Staunend betritt Nepomuck durch den niedrigen Eingang das runde Eishaus. Iglus sind aus Schnee gebaut und werden innen durch die Körperwärme der Bewohner beheizt. Nepomucks Zähne klappern, während er sich auf einer mit einem Fell bedeckten Eisbank niederlässt. Es fühlt sich an wie im Kühlschrank!
„Wenn draußen minus 40 Grad herrschen, kann die Temperatur im Iglu noch bis zu 4 Grad betragen“, berichtet ihm Komonak, der Eigentümer dieser seltsamen Behausung. „Wärmer darf es ohnehin nicht werden, sonst wird es innen sehr feucht, und der Iglu beginnt zu schmelzen.“
Es gibt nur eine sehr kleine Kochstelle, eine Art Steinlampe, die mit Fett gefüllt wird. Sicherlich dauert es Stunden, auf dieser kleinen Flamme etwas Fleisch zu garen. „Eskimo“ bedeutet im Indianischen übrigens „Rohfleischesser“.
„Dadurch, dass unsere Vorfahren Fisch und Fleisch meist roh aßen, wurden sie mit wichtigen Vitaminen versorgt, sie kannten ja kein Obst und Gemüse. Es wurde von ihnen auch niemals Müll hinterlassen, denn das komplette Tier wurde verwertet: die Felle für Kleidung und Decken, Knochen und Sehnen für Waffen oder Nähmaterial“, erklärt Komonak.
„Als dann immer mehr Wissenschaftler und Forscher in die Arktis und nach Grönland oder Alaska kamen, änderte sich jedoch das Leben der Eskimos“, setzt Nanuks Vater leise hinzu, „sie jagten immer seltener und kauften Nahrung und Kleidung lieber in Geschäften. Heute wohnen die meisten Inuit in kleinen Steinhäusern oder modernen Blockhütten und nicht mehr in Iglus.“ Nepomuck findet es sehr schade, dass hier eine interessante uralte Kultur verloren geht.
Eines Tages werden die alten Traditionen der Inuit nur noch in Geschichten weiterleben, die Großmütter ihren Enkelkindern am Kamin erzählen, geht es ihm durch den Kopf.
Doch viel Zeit bleibt ihm nicht zum Bedauern, denn jetzt heißt es aufbrechen. Eine Überraschung wartet noch auf ihn: Vor dem Iglu steht bereits ein mit kuscheligen Fellen ausgelegter Hundeschlitten, der die Drei schnell nach Hause bringen wird.
©byChristine Erdic
Firmeninformation
Die deutsche Buchautorin Christine Erdic lebt zur Zeit hauptsächlich in der Türkei.
Beruflich unterrichtet sie in der Türkei Deutsch für Schüler (Nachhilfe), sie gab
Sprachtraining an der Uni und machte Übersetzungen für türkische Zeitungen.
Mehr Infos unter Meine Bücher- und Koboldecke
https://christineerdic.jimdofree.com/
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