Trolle sind wesentlich größer und stärker als Kobolde, das weiß Nepomuck nur zu gut aus eigener Erfahrung. Und so erzählt er seinen Mäusefreunden eine aufregende Geschichte.
Eine aufregende Geschichte
„Ja, wie sehen Trolle eigentlich aus?“, will Amanda wissen.
„Also, sie sind sehr viel größer und schwerfälliger als wir Kobolde, riesiger sogar als die Menschen.“ Nepomuck kratzt sich nachdenklich am Kopf. „Man sagt, wenn sie von der Sonne überrascht werden, verwandeln sie sich in Stein. Deshalb sind sie sehr vorsichtig und nur in der Nacht unterwegs. Man bekommt sie jetzt im Sommer, wo es so lange hell ist, kaum zu sehen. Manchmal trifft man auf versteinerte Trolle – also Felsen, die ihnen ähnlich sehen.“
„Bist du schon mal einem begegnet?“, erkundigt sich Willie neugierig.
„Oh ja, am besten ist es, ich erzähle euch die ganze Geschichte! Sie passierte, als wir wieder unterwegs nach Finnland zur Weihnachtswerkstatt waren, um dem Weihnachtsmann bei den Geschenken für die Menschenkinder zu helfen.“
Die Mäuse hören mit glühenden Ohren zu. Mucksmäuschenstill ist es geworden.
„Langsam zockelten die Rentiere dahin und zogen den Schlitten durch eine märchenhaft weiß verschneite Landschaft. Die großen Tannen sahen aus wie mit Zuckerwerk verziert, und eine fast unheimliche Stille lag über dem Land.
Plötzlich gab es einen heftigen Ruck, der Schlitten schlingerte gefährlich und kippte dann einfach um. Wir Kobolde purzelten durcheinander und kullerten aus den behaglichen Säcken in den eisig kalten Schnee. Ich stieß mir wohl dabei den Kopf an. Als ich wieder zu mir kam, brummte mein Schädel, und der Schlitten lag auf der Seite. Unser Kutscher, ein Mensch, war zwar recht kräftig, aber allein konnte er das Gefährt auch nicht wieder in die richtige Position bringen. Glücklicherweise ist den vier Rentieren, die den Schlitten zogen, nichts passiert. Der Kutscher wusste noch immer nicht, wodurch der Schlitten umgekippt ist, aber wenn jetzt ein neuer Schneesturm kam, waren wir alle verloren. Es war zu weit, um zu Fuß bis ins nächste Dorf zu laufen, der Schnee lag tief, wir Kobolde würden glatt in ihm versinken.“
Die Mäuse halten vor Aufregung den Atem an.
„Ein älterer Kobold wies uns darauf hin, dass es in der Nähe wohl Trolle gab. Ich hatte schon von den Trollen gehört, aber noch nie selber einen gesehen. Sie sind viel größer und stärker als Kobolde, heißt es, und jeder geht ihnen aus dem Weg. Meist sind sie allein unterwegs, sie dulden keine Fremden in ihrer Umgebung. Man hat auch schon kleine Gruppen von drei bis vier Trollen entdeckt. Zum Glück sind wir viel wendiger und flinker als die Trolle, und so konnten wir bisher immer rechtzeitig entkommen.
Der Gedanke, hier die Nacht verbringen zu müssen, war nicht gerade verlockend. Bis sie in der Weihnachtswerkstatt merkten, dass etwas nicht stimmt, konnten noch Stunden vergehen. Also hielt abwechselnd je ein Kobold gemeinsam mit dem Kutscher Wache, und der Rest verschwand in den Säcken, wo es wenigstens warm war. Ich kroch mit den anderen in einen der flauschigen Fellsäcke. Mein Magen knurrte vor Hunger, denn der Proviant war natürlich längst verzehrt. Irgendwann schlief ich endlich ein.
Dann jedoch wurde ich von einem kräftigen Tritt gegen den Schlitten geweckt und kletterte in die Kälte hinaus. Die anderen versuchten vergeblich, mich zurück zu halten. Eine wuchtige Gestalt stand dort draußen und verdunkelte den langsam heller werdenden Himmel. Ich musste den Kopf weit in den Nacken legen, um in das Antlitz des Trolls zu blicken. Die dunklen Augen, mit denen der Riese den Kutscher anschaute, waren völlig ausdruckslos. Er hielt ihn mit einer seiner behaarten Pranken in die Luft und brummte etwas in einer fremden Sprache. Hilflos zappelte der Kutscher mit den Beinen und konnte sich nicht befreien. Der Troll hatte eine feuchte Aussprache und faulige Zähne – jedes Mal, wenn er etwas sagte, gab es eine kleine Dusche gratis dazu.“
Felix schüttelte sich und ballte die winzigen Fäuste.
„Ich raste zu den Säcken zurück.
‚Ein Troll‘, wisperte ich.
‚Ich spreche etwas Troll‘, sagte da ein alter Kobold plötzlich.
Wir beratschlagten sehr schnell, denn der Kutscher befand sich in höchster Gefahr. Bogin, so hieß der sprachkundige Kobold, sollte in meiner Begleitung versuchen, mit dem Troll zu reden. Bogin kletterte also auf einen Stein und rief etwas in einer fremden Sprache. Der Troll schaute sich verwundert um und musste lange suchen, bis er uns winzige Kobolde endlich entdeckte. Er ließ den Kutscher zu Boden fallen und bückte sich interessiert herunter.
„Ah“, sagte er laut und dann nochmals: „Ah.“
Wie die spannende Geschichte weitergeht und was es sonst noch so alles in Norwegen gibt, erfahrt ihr in dem Buch
“Nepomuck und Finn: Abenteuer in Norwegen”.
Viel zu lange haben sich Mäuserich Finn und Kobold Nepomuck schon nicht mehr gesehen. Doch es gibt da einen Plan! Begleite die Mäuse und Kater Merlin auf ihrer aufregenden Reise über das Meer nach Norwegen und überrasche Nepomuck in seinem Kobolddorf. Erlebe ein wundervolles Sommerfest und aufregende Abenteuer mit den Freunden. Als besonderes Bonbon gibt es diesmal Rezepte für landestypische Leckereien und zusätzlich ein paar tolle Ausflugstipps für Oslo. Viel Spaß und gute Fahrt! Mit Illustrationen von Andrea Horbach.
ISBN-13 : 978-3756232406
©byChristine Erdic
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Firmeninformation
Die deutsche Buchautorin Christine Erdic lebt zur Zeit hauptsächlich in der Türkei.
Beruflich unterrichtet sie in der Türkei Deutsch für Schüler (Nachhilfe), sie gab
Sprachtraining an der Uni und machte Übersetzungen für türkische Zeitungen.
Mehr Infos unter Meine Bücher- und Koboldecke
https://christineerdic.jimdofree.com/
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