Eine Leseprobe aus dem Buch LUHG HOLIDAY.
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Der nächste Morgen war düster und versprach neuen Schnee. Wir bereiteten uns darauf vor, Weihnachten bei den Ghulen zu verbringen, und seltsamerweise störte uns das jetzt gar nicht mehr. Ja, wir waren sogar gespannt, was uns erwartete.
„Auf jeden Fall kann es nicht langweiliger sein als bei Tante Minna”, sagte ich zu Angela.
„Arme alte Tante, nun muss sie Weihnachten doch wieder allein verbringen”, seufzte meine Schwester mitfühlend.
Frühstück mit Tee und Keksen. Die Kartoffeln vom Vorabend lagen noch schwer im Magen. Diesmal waren wir eher dran als unsere Gastgeber, die erst nach und nach verschlafen die Treppe herunter kamen. In der Küche schmolzen sie Schnee in einem Kessel auf dem Feuer und tranken durstig. Erasmus sah besorgt zum Himmel und murmelte: „Es wird höchste Zeit.”
Zeit für was? Voller Interesse beobachteten wir das emsige Treiben. Eusebia verschwand mit ihren Kindern um die Ecke. Kurz darauf hörte ich die Kellertür quietschen. Schade, wie gern wär ich dabei gewesen, doch niemand schien Zeit für uns zu haben an diesem seltsamen Morgen.
Ein kalter Luftzug drang in die Diele, und neugierig schauten Jan, Angela und ich nach. Die Hintertür stand offen. Als erste nahm ich Konstanze wahr, die laute Befehle erteilte:
„Links, nein nein, tiefer, ihr brecht ja die Spitze ab … weiter nach rechts … muss man denn alles alleine machen!”
Dann tauchten Jeremias und Erasmus auf. Sie schleppten eine für ihren Begriff recht große Tanne in einem Topf und versuchten verzweifelt, damit durch die Tür zu kommen. Jeremias, der rückwärts ging, sah nicht, wohin er trat, und der bucklige Erasmus vermochte nicht an der Tanne vorbeizusehen, da sein Gesicht zwischen den Zweigen steckte. Sie wären sicherlich samt Baum von der überdachten Veranda gepurzelt, wenn nicht Papa, der gerade noch rechtzeitig auftauchte, beherzt zugegriffen hätte. Gemeinsam brachten sie das gute Stück in die Empfangshalle, und Konstanze schloss erleichtert die Tür.
Fröstelnd rieben wir uns die Hände. Mama sah zufrieden aus.
„Das ist ja ein wahres Prachtstück von Weihnachtsbaum.”
„Und nun geht es ans Schmücken”, keuchte Erasmus und schielte mit verdrehtem Kopf nach oben.
„Aber das überlassen wir wie immer den Kindern.”
Und da kamen sie auch schon. Jedes von ihnen schleppte eine kleine Kiste. Nun durften auch wir wieder mitmachen. Jubelnd öffneten wir eine nach der anderen. Was kam da aber auch alles zum Vorschein! Bunte Christbaumkugeln aus Glas, Strohsterne, rote und weiße Kerzen, Lametta, Weihnachtsengel und und und. Eifrig wurden Stühle herbeigeholt, damit auch das kleinste Ghulkind an die Zweige reichte. Mama befestigte die Wachskerzen samt Halterungen, was sich als äußerst schwierig erwies, denn die Kerzen mussten gerade stehen und nicht zu dicht unter anderen Zweigen wegen der Brandgefahr.
„Was ist denn das?” Erstaunt hielt ich einen kunstvoll verzierten Zuckerkringel hoch.
„Ach, davon gibt es noch mehr. Auch so braunes Zeug, das ganz komisch riecht. Wir hängen es jedes Jahr mit auf!”, rief Eugen von seinem Stuhl herunter. Entgeistert sah ich auf die kleinen Lebkuchenfiguren am Boden der Kiste. Die mussten doch schon steinhart sein.
„Der Baum! Er kippt!”, schrie Jan plötzlich und sprang zur Seite. Wir konnten die Tanne mit Mamas Hilfe gerade noch abfangen, bevor sie Angela unter sich begrub, die emsig in einem Karton mit Weihnachtssternen kramte.
„Ja, wenn Ruby und Damien auch in die Tanne klettern müssen!”, schimpfte Rupert laut.
„Wir kommen sonst aber nicht an die Spitze, um den Wichtel da drauf zu setzen”, meckerte Ruby zurück.
„Kinder, das kann ich doch machen. Und jetzt runter da, bevor doch noch ein Unglück geschieht.” Kopfschüttelnd befestigte unser Vater unter dem Applaus sämtlicher Ghule den kleinen Weihnachtswichtel oben am Baum.
„Der ist ganz wichtig für ein gelungenes Fest und einen guten Rutsch in ein neues Jahr“, erklärte Jeremias stolz.
„Ja, er verhindert Unglück”, rief Eugen und sah zu der kleinen Figur auf.
„Na, eben hätte er aber beinahe eher eines ausgelöst”, sagte Mama mit leiser Ironie in der Stimme. Doch das tat der guten Laune keinen Abbruch. An diesem Tag wurde noch viel gescherzt und gelacht. Jan jubelte plötzlich und hielt eine Packung Wunderkerzen in die Luft.
„Schaut mal, was ich gefunden habe!” Natürlich mussten wir gleich eine anzünden und dann noch eine.
„Stopp!”, warnte Erasmus. „Wenn ihr so weiter macht, ist die Packung bis Weihnachten leer.”
©byChristine Erdic
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Die deutsche Buchautorin Christine Erdic lebt zur Zeit hauptsächlich in der Türkei.
Beruflich unterrichtet sie in der Türkei Deutsch für Schüler (Nachhilfe), sie gab
Sprachtraining an der Uni und machte Übersetzungen für türkische Zeitungen.
Mehr Infos unter Meine Bücher- und Koboldecke
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