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Eine Lektion fürs Leben
Vor kurzem fand ich eine interessante Geschichte aus der Kindheit des Schweizer Bestsellerautors Rolf Dobelli. Einer seiner Gymnasiallehrer benotete nicht nach Leistung, sondern verteilte die Noten zufällig. Das sei doch unfair, meinten die Schüler. Und obwohl sie lauthals protestierten und sich beim Rektor beschwerten, mussten sie diesen Akt der Willkür letztendlich hinnehmen. Erst hinterher verriet ihnen der Lehrer, dass es sich dabei um eine Lektion für ihr Leben handeln sollte: „Das Leben ist unfair. Je früher ihr das lernt, desto besser!“ Rückblickend sei dies für ihn eine der wichtigsten Lektionen seiner Gymnasialzeit gewesen, so Dobelli.
Nicht alles im Leben ist gerecht
Diese Schlüsselszene aus dem Leben eines Schweizer Jugendlichen, die auch aus einem Roman oder Film stammen könnte, betrifft uns letztlich alle. Versetzen Sie sich doch einmal zurück in Ihre Kindheit und Jugend. Können Sie sich an den Moment erinnern, an dem Sie zum ersten Mal realisierten, wie ungerecht diese Welt sein kann? An dem Sie ahnten, dass Gerechtigkeit nicht selbstverständlich ist und dass nicht alles im Leben nach Regeln der Fairness abläuft?
Karma rules the World?
Ob wir wollen oder nicht, wir alle neigen dann und wann dazu, an das Gute in der Welt zu glauben. Tief in uns gibt es eine instinktive Sehnsucht danach, dass wir für gute Taten belohnt und für schlechte bestraft werden. „Gerechte Welt“-Glaube nennen Forscher diese Tendenz in uns (engl. Just-World Hypothesis). Während wir über allzu naive Happy Ends in Hollywood-Filmen müde lächeln, wünschen wir uns insgeheim, es wäre auch im echten Leben so und klammern uns an einen gerechten Weltplan. Psychologisch gesehen eine ideale Coping-Strategie, um mit dem Elend dieser Welt irgendwie zurechtzukommen.