So. Mai 5th, 2024

Regensburg (ots) – Der Bund packt eine Milliarde Euro auf den Tisch, die Länder werden sich gleichfalls nicht lumpen lassen: Es wird am Ende also sicher nicht am fehlenden Geld scheitern, die Lerndefizite von Schülern nach der Pandemie zu schließen. Absehbar ist aber, dass es beim Umsetzen der Fördermaßnahmen heftig knirschen wird. Die größten Knackpunkte: Wie finden sich rasch tausende qualifizierte Nachhilfelehrer? Können wirklich für alle Schülerinnen und Schüler passgenaue Lösungen angeboten werden? Wie kommen Eltern, die das Problem in Eigenregie lösen wollen, unbürokratisch an finanzielle Unterstützung? Und was ist Kindern und Jugendlichen nach einem Jahr Corona-Frust und Corona-Stress überhaupt noch an Zusatzarbeit aufzubürden? Schüler, die schon vor der Pandemie am Limit waren, könnte das sehr schnell überfordern. Die Konsequenzen sind dann klar.Es dürfte in einer Reihe von Fällen auf Wiederholungsjahre hinauslaufen. Das ist aber nur dann eine gute Option, wenn Schüler mit Schwächen tatsächlich gezielt in ihren Problemfächern unterstützt werden. Der Bedarf an Nachhilfe jeder Art dürfte jedenfalls größer sein, als es viele jetzt wahrhaben wollen. Die Schätzung des Lehrerverbands-Präsidenten Heinz-Peter Meidinger, wonach wohl jedes fünfte Kind mit großen Wissenslücken aus der Corona-Krise herausgeht, klingt jedenfalls ziemlich realistisch. Das gilt auch für die Prognose von Experten, dass Defizite, die sich im Lauf von zwei Schuljahren angesammelt haben, nicht binnen eines Schuljahres zu beseitigen sein werden.Schülern, Lehrern und Eltern steht damit der nächste große Kraftakt bevor – dabei stecken allen die Strapazen der vergangenen 14 Monaten hart in den Knochen. Wie groß derzeit die Nervosität in der Schulfamilie ist, lässt sich allein daran ablesen, dass Meidingers Skizzieren der Lerndefizite in Teilen der Lehrerschaft fälschlicherweise als Schuldzuweisungen und somit als böser Affront verstanden worden ist. Das hatte er gar nicht getan. Tatsächlich geht es im Kern darum, das Problemfeld grob abzustecken. Denn daraus ergibt sich annähernd, wie viel Hilfe nötig sein wird und was in kurzer Frist an Unterstützung zu organisieren ist. Die Politik setzt dabei unter anderem auf pensionierte Lehrkräfte und Lehramtsstudierende. Sie werden in großer Schar an Bord geholt werden müssen.Alle sehnen sich nach Normalität. Doch ein Schulleben wie vor der Pandemie kann es ab Herbst nicht geben. Das liegt nicht allein am versäumten Lernstoff. Auch nicht an der Eingewöhnungsphase, die die Rückkehr in den Präsenzunterricht von Schülern und Lehrern erfordert – und die übrigens auch die Beschäftigten in anderen Branchen beim Wechsel vom Homeoffice zurück ins Büro durchleben werden. An den Schulen werden Masken, Corona-Tests und Lüftungsgeräte allerdings auch künftig eine weit größere Rolle spielen. Denn die Impfquote bei jüngeren Schülern wird aus vielerlei Gründen niedriger sein: Zum einen ist unklar, wie schnell ein Impfstoff für die unter Zwölfjährigen überhaupt zur Verfügung steht. Zum anderen lässt sich schwer abschätzen, wie groß die Bereitschaft der Eltern sein wird, die Kleineren zu immunisieren. Bei den Jüngsten nimmt Corona bekanntlich meist einen milden Verlauf. Ihr Impfen bringt damit weniger für sie selbst, sondern für ihr Umfeld den größten Benefit.Die Herausforderungen bleiben groß. Die Erfahrungen aus Corona können beim Bewältigen eine Stütze sein. Beim Versuch das Bestmögliche zu leisten, wurde Erstaunliches vollbracht. Sehr vieles wurde richtig gemacht. In den übrigen Fällen waren die Lerneffekte groß. Die Generation der Zukunft ist jedenfalls jede Anstrengung wert.

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