Mo. Mai 13th, 2024

Berlin (ots) –

Je anpassungsfähiger und flexibler Beschäftigte sich selbst und ihr Unternehmen in der Pandemie empfunden haben, desto besser bewerten sie ihren Gesundheitszustand und ihr individuelles Wohlbefinden. Insgesamt sind bei vielen Beschäftigten jedoch besonders die psychischen Beschwerden im Zuge der Pandemie gestiegen. Das sind zentrale Ergebnisse einer Befragung von mehr als 2.500 Beschäftigten zwischen 20 und 65 Jahren für den Fehlzeiten-Report 2021 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), die im Frühjahr 2021 durchgeführt worden ist. Die große Mehrheit der Befragten zeigt sich trotz fast zwölf Monaten des Arbeitens im Ausnahmezustand optimistisch und voller Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. “Die Befragungsergebnisse zur individuellen Resilienz, also der Fähigkeit Belastungssituationen zu trotzen und sie gestärkt zu überwinden, sind insgesamt sehr positiv ausgefallen. Offenbar hat die Erfahrung, dass das eigene Unternehmen die Krise bewältigt hat, das arbeitsbezogene Selbstvertrauen der Erwerbstätigen gestärkt”, sagt Helmut Schröder, stellvertretender WIdO-Geschäftsführer und Mitherausgeber des Fehlzeiten-Reports.

Allerdings zeigen sich gerade bei emotionalen und psychosomatischen Beschwerden große Unterschiede zwischen den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern: Beschäftigte mit niedriger individueller Resilienz berichten mehr als doppelt so häufig über Zweifel an den eigenen Fähigkeiten (69 Prozent versus 27 Prozent) oder über Angstgefühle (52 versus 11 Prozent) wie Beschäftigte mit besonders hoher individueller Resilienz. Auch bei körperlichen Beschwerden wie Magen-Darm-Problemen (38 versus 13 Prozent) oder Herz-Kreislauf-Beschwerden (36 versus 12 Prozent) gibt es deutliche Unterschiede.

Krisenbewältigung im Unternehmen beeinflusst Fehltage

Die Studie beleuchtet außerdem die Krisenbewältigung durch die Unternehmen: Beschäftigte, die ihr Unternehmen in der Krise als besonders anpassungsfähig, die Führungskraft als Unterstützung und den Zusammenhalt im Betrieb als gut erleben, berichten seltener von gesundheitlichen Beschwerden. Dieser Effekt spiegelt sich auch in den krankheitsbedingten Fehltagen wider: Beschäftigte, die der Resilienz ihres Unternehmens besonders gute Noten geben, haben im Schnitt 7,7 krankheitsbedingte Fehltage in den letzten zwölf Monaten. Bei Erwerbstätigen, die die Unternehmensresilienz besonders schlecht bewerten, sind es dagegen 11,9 krankheitsbedingte Fehltage. Diese Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen nach eigenen Angaben auch häufiger krank zur Arbeit. “Insgesamt wird deutlich, dass ein offener Umgang mit Fehlern, ein guter Informationsfluss und schnelle Entscheidungen ein Unternehmen in Krisen widerstandsfähiger machen”, betont Helmut Schröder.

Mehr psychische Beschwerden im Zuge der Pandemie

In den Ergebnissen der Befragung nach einem Jahr Pandemie spiegelt sich ein großer Umbruch in der Arbeitswelt wider. So geben 80 Prozent der Beschäftigten an, dass sich ihre persönliche Arbeitssituation in den letzten drei Monaten verändert habe. Fast 70 Prozent arbeiteten im Homeoffice, über 60 Prozent berichten von einer Flexibilisierung der Arbeitszeiten.

Der Anteil der Erwerbstätigen, die über psychosomatische Beschwerden klagen oder sich durch negative Emotionen beeinträchtigt fühlen, ist laut der Befragung im Zuge der Coronavirus-Pandemie insgesamt gestiegen. Das zeigt der Vergleich der aktuellen Zahlen aus dem Frühjahr 2021 mit den Ergebnissen einer Befragung des WIdO, die kurz vor Beginn der Pandemie durchgeführt worden ist: Während Anfang 2020 etwa 69 Prozent der Befragten über emotionale Probleme wie Lustlosigkeit, Nervosität oder Niedergeschlagenheit berichteten, waren es in diesem Frühjahr 88 Prozent. Auch der Anteil der Beschäftigten mit mindestens einer psychosomatischen Beeinträchtigung ist im Zuge der Pandemie von 80 auf 84 Prozent gestiegen. Besonders deutlich war der Anstieg bei Konzentrationsproblemen (plus 10 Prozent) und Schlafstörungen (plus 7 Prozent). Ein Rückgang der Beschwerden zeigte sich laut der Befragung dagegen bei den Atemwegserkrankungen und bei den Infektionskrankheiten.

Zusätzliche Belastungsfaktoren für Beschäftigte in der Altenpflege

In einem eigenen Beitrag beleuchtet der diesjährige Fehlzeiten-Report die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Beschäftigten in der Altenpflege. Eine Befragung von mehr als 500 Führungskräften aus Pflegeeinrichtungen und Pflegediensten aus der ersten Pandemiewelle ergab, dass in dieser ohnehin schon stark belasteten Berufsgruppe ein weiterer Anstieg der Herausforderungen und Belastungen zu verzeichnen war. “Der Haupt-Belastungsfaktor war die Sorge um das psychische Wohlergehen der Pflegebedürftigen, insbesondere bei Menschen mit demenzieller Erkrankung”, berichtet Dr. Kira Isabel Hower, Autorin des Beitrags im Fehlzeiten-Report 2021. Auch die Einhaltung von Hygienevorschriften, die Durchführung der Tests im Team und bei den betreuten Personen sowie die Bewältigung von Personalausfällen seien zusätzliche Belastungsfaktoren für die Pflegekräfte gewesen. Ihr persönlicher Gesundheitszustand hat sich nach Einschätzung der Pflegekräfte im Zuge der Pandemie verschlechtert. Eine ohnehin bei den Führungskräften vorhandene Tendenz, trotz einer Erkrankung zur Arbeit zu gehen, habe sich laut der Befragung durch die Pandemie verstärkt. “Die Ergebnisse zeigen, dass der Bedarf nach Betrieblicher Gesundheitsförderung in Pflegeeinrichtungen und bei Pflegediensten durch die neuen Herausforderungen noch gewachsen ist”, so Hower.

AOK startet Initiative für mehr Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege

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Laura Jahn

Von Laura

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