Fr. Apr 26th, 2024

GHB ist bisher vor allem als Liquid Ecstasy sowie als K.-o.-Mittel in der Party- und Clubszene bekannt. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat jedoch vor kurzem mit Natriumoxybat ein Salz von GHB als Medikament zur Behandlung der Hypersomnie zugelassen. Das Präparat wird in den USA von Jazz Pharmaceuticals unter dem Markennamen Xywav vertrieben.

Das Medikament soll den Patienten nachts einen erholsamen Schlaf verschaffen. Einige Experten sind jedoch besorgt, dass die Evidenz für seinen Nutzen schwach ist. Zudem könnten die Präparate über Umwege auf den Schwarzmarkt gelangen.

Wirkung und Nebenwirkungen

Das Medikament, das jetzt unter dem Namen Xywav vertrieben wird, enthält eine Variante des Wirkstoffs GHB. Es soll den Patienten nachts einen erholsamen Schlaf verschaffen, um dadurch der Tagesmüdigkeit vorzubeugen. Xywav und eine ältere Version mit höherem Salzgehalt namens Xyrem haben jedoch eine Reihe von Nebenwirkungen, wie Angstzustände, Depressionen, Schlafwandeln, Halluzinationen und Selbstmordgedanken. Xywav wirkt so schnell, dass den Patienten geraten wird, das Medikament im Bett einzunehmen. Zudem wird die Warnung vor dem Risiko des Schlafwandelns als Nebenwirkung besonders hervorgehoben.

Wie die New York Times berichtet, leiden etwa 40.000 Menschen in den USA an idiopathischer Hypersomnie. Dr. Lewis S. Nelson, der Leiter der medizinischen Toxikologie an der Rutgers New Jersey Medical School, zeigte sich erfreut, dass diesen Menschen nun geholfen werden kann. Die Zulassung basiert auf einer klinischen Studie mit 154 erwachsenen Patienten im Alter zwischen 19 und 75 Jahren. Patienten, die von Xywav auf ein Placebo umgestellt wurden, zeigten laut FDA schwerere Symptome der idiopathischen Hypersomnie als Patienten, die das Medikament weiter einnahmen.

GHB als Medikament: schon länger bekannt

GHB ist bereits seit 2002 zur Behandlung der Narkolepsie zugelassen. In Deutschland gibt es eine ähnliche Substanz unter dem Namen Xyrem zur Behandlung der Narkolepsie mit Kataplexie. Xyrem enthält allerdings 91 mg Natrium pro Milliliter. Zum Vergleich: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine maximale Natriumzufuhr von 1500 mg pro Tag für Erwachsene. Bei den üblichen GHB-Dosen nehmen die Patienten bereits fast die maximale empfohlene Tagesdosis ein, und das noch vor dem Verzehr von Speisen und Getränken. Zehn Jahre lang haben Forscher des US-Unternehmens Jazz Pharmaceuticals an der Entwicklung einer Narkolepsie-Therapie mit niedrigerem Natriumgehalt gearbeitet, die ebenso wirksam sein soll wie Xyrem. Mit dem kürzlich von der FDA zugelassenen Xywav ist dem Hersteller ein Erfolg gelungen: das Produkt enthält 92 % weniger Natrium als Xyrem.

Hierzulande unterliegt das ältere GHB-Präparat Xyrem dem Betäubungsmittelgesetz. Eine ähnliche Regelung ist auch zu erwarten, falls Xywav eine Zulassung in der EU erhält. Trotz aller Regulierungen gelangt GHB aus der medizinischen Produktion immer wieder auf den Schwarzmarkt, wo es als Liquid Ecstasy oder K.o.-Mittel verkauft wird. Das wird sich auch bei Xywav nicht verhindern lassen. Der Nutzen für die Patienten dürfte jedoch in diesem Fall höher zu bewerten sein als die potenziellen Risiken des Missbrauchs.

Quelle: GHB als Medikament: Hypersomnie behandeln

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