Mi. Mai 1st, 2024

Köln (ots)

Atradius sieht nach mehr als einem Jahr Corona-Pandemie Veränderungen bei Betrugsversuchen im Firmengeschäft. In Deutschland hat der internationale Kreditversicherer zuletzt eine höhere Zahl an verdächtigen Bestellungen bei Metallunternehmen festgestellt als noch vor der Krise. Im Auslandsgeschäft ist vor allem der so genannte Identitätsbetrug auf dem Vormarsch, konstatieren die Experten für Zahlungsausfallrisiken. Atradius empfiehlt Lieferanten und Dienstleistern unter anderem, ihre Betrugsprüfungsprozesse weiter auszuarbeiten und diese auch dann einzuhalten, wenn die Restriktionen der Pandemie vollständig auslaufen.

“Die vollkommen neue Situation im März vergangenen Jahres hat auch den Aktionsradius der Betrüger zunächst stark eingeschränkt. Bis zum Sommer 2020 haben wir einen deutlichen Rückgang von betrugsverdächtigen Anfragen gehabt”, sagt Michael Karrenberg, Regional Director Risk Services Germany, Central, North, East Europe & Russia/CIS von Atradius. “Mittlerweile ist die Frequenz von auffälligen Geschäften aber wieder auf Vorkrisenniveau. In Deutschland fällt uns derzeit täglich mindestens ein Abnehmer mit einer potenziell verdächtigen Bestellung auf. In solchen Fällen informieren wir umgehend unsere Kunden. Unternehmen sollten jetzt ihre Due-Dilligence-Maßnahmen sorgfältig aufstellen, so dass sie auch dann funktionieren, wenn am Ende der Pandemie ein wirtschaftlicher Nachholeffekt einsetzt und die Aufträge sprunghaft ansteigen. Sonst könnte auf die Euphorie schnell Ernüchterung folgen, wenn das eigene Unternehmen in Liquiditätsengpässe gerät, weil es einen betrügerischen Auftraggeber zu spät identifiziert hat.”

Deutschland: Mehr sonderbare Kupferbestellungen

Die Daten von Atradius zeigen, dass Betrugsversuche besonders oft vom Ruhrgebiet und vom Großraum Berlin aus initiiert werden. Häufigste Betrugsform ist immer noch der sogenannte Stoßbetrug: Kriminelle bestellen dabei Ware auf Rechnung, ohne die Absicht, diese jemals zu bezahlen. Fragen die Lieferanten einige Zeit nach Auslieferung dann nach dem Zahlungseingang, sind die Strippenzieher bereits verschwunden. Am häufigsten von diesem Betrugsmuster betroffen ist immer noch der Lebensmittelbereich, insbesondere Händler von hochwertigem Fleisch und Fisch. Zuletzt gab es aber auch vermehrt Betrugsversuche im IT-Bereich, bei Baumaterialien sowie bei Metallen. “Seit Sommer vergangenen Jahres haben sich die verdächtigen Bestellungen bei hochwertigen Metallen wie zum Beispiel Kupfer gemehrt”, sagt Michael Karrenberg. “Lieferanten und Dienstleister sollten generell vorsichtig sein, wenn ein noch unbekannter Kunde zuletzt häufiger die Anschrift gewechselt hat oder aus einer Branche bestellt wird, für die die eigene Ware eigentlich überhaupt nicht geeignet ist. Verdächtig ist es auch, wenn ein Abnehmer innerhalb kürzester Zeit viele Bestellungen bei verschiedenen Lieferanten aufgibt. Letzteres können wir als Kreditversicherer häufig sehr gut und schnell erkennen.”

Identitätsbetrug nimmt auch im Ausland erheblich zu

Im Ausland beobachtet der Kreditversicherer ebenfalls eine starke Zunahme von sogenannten Identitätsbetrugsversuchen. Hierbei werden zum Beispiel Firmenkontaktdaten in einem E-Mail-Abbinder sowie Mail-Adressen gefälscht. Mit dieser falschen Identität geben sich die Betrüger zum Beispiel als Mitarbeiter von großen Handelskonzernen aus und tätigen Bestellungen in deren Namen. Nach der Auslieferung der Waren erlischt dann der Kontakt.

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