Fr. Apr 26th, 2024

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Über die Fragen, in welcher Beziehung Sexualität und Kommunikation zueinander stehen und welche Auswirkungen das auf den Menschen hat, diskutierten die Expert_innen am 26. April im zweiten Teil der digitalen Ringvorlesung „Welt im Wandel – Kirche im Stillstand?“ der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho). Sie beleuchteten das Thema „Sexualität als Form von Kommunikation“ aus kirchlicher und medizinischer Perspektive und gaben Einblicke in ihre berufliche Praxis.

„Mit der 1968 veröffentlichten ‚Pillen-Enzyklika‘ Humanae Vitae, dem Verbot künstlicher Verhütungsmittel, hat die Kirche ihre Autorität und Plausibilität verloren“ – mit diesem Kritiker-Zitat und der Erinnerung an den Paukenschlag für die katholische Kirche eröffnete Moderator Prof. Dr. Joachim Windolph die zweite Veranstaltung der digitalen Ringvorlesung. Wie sieht es heute aus? Entspricht die katholische Kirche noch immer ihrem damaligen Ruf, lebensfern und sexualfeindlich zu sein? Hat die Sittenlehre der katholischen Kirche – insbesondere die Sexualmoral – noch eine Normierungskraft für moderne Menschen? Dieser Frage gingen die Referent_innen während der Vorlesung zum Thema „Sexualität als Form von Kommunikation“ nach.

Als „ungeordnet, irregulär oder gar sündhaft“ disqualifizieren die lehramtlich normativen Äußerungen die Themen künstliche Empfängnisverhütung, wiederverheiratete Geschiedene oder gelebte Homosexualität, führte Prof. Dr. Dr. Sautermeister in seinem Vortrag aus. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Moraltheologie und Direktor des Moraltheologischen Seminars an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. „Diese Äußerungen stehen in Spannung oder gar im Widerspruch zum moralisch begründeten Empfinden innerhalb und außerhalb der Kirche.“ Als qualitativ begründete Kritikpunkte nannte er die moralische Nicht-Würdigung gelebter Beziehungswerte wie Liebe, Treue, Verantwortung oder Fürsorge sowie die Unsensibilität gegenüber den diskriminierenden Konsequenzen moralischer Urteile. Sautermeister zeigte auf, dass ein humanwissenschaftliches Verständnis von Sexualität bedeute, dass Sexualität nicht auf „die einzelnen Funktionen wie die verobjektivierende Funktion der Fortpflanzung“ reduziert werden dürfe: „Der integrative Gesamtsinn von Sexualität und ihre Auswirkungen auf allen Dimensionen von Identität sind zu beachten“, betonte er. Die moraltheologische Konsequenz sei die Entwicklung der Sexualmoral zur Beziehungs- und Persönlichkeitsethik. Auf die Frage, inwiefern Sexualität eine Sprache sei, nannte er etwa die Partnerbezogenheit oder Intentionalität als Elemente von Kommunikation, Gestik sowie Berührung als Beispiele für die Leibsprache. Wahrhaftigkeit, Zärtlichkeit oder Partnerbezogenheit deklarierte Sautermeister ergänzend als Prinzipien einer Ethik der sexuellen Kommunikation, die Menschen vor Verletzung schützten und Werte förderten.

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Laura Jahn

Von Laura

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