Mi. Mai 22nd, 2024

Frankfurt (ots) – Der Stuttgarter Autobauer Daimler schüttet für 2020 eine um 50 % angehobene Dividende aus. Die von einigen Anteilseignern angestrebte Debatte, ob dies angesichts einer Kostenersparnis von 700 Mill. Euro dank Kurzarbeitergeld im Jahr 2020 angemessen sei, hat nur außerhalb des Unternehmens stattgefunden. Für den Gewinnverwendungsvorschlag votierten 99,7 % des anwesenden Kapitals. Kaum ein Aktionär stört sich also daran, dass der Konzern auf der einen Seite eine für den Notfall bestimmte Versicherungsleistung des Staates in Anspruch genommen hat und auf der anderen Seite den dadurch höher ausgefallenen Gewinn als Basis für die Ausschüttung nimmt.

Der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Bischoff und CFO Harald Wilhelm, die dies in der üblich sterilen virtuellen Hauptversammlung ebenfalls nicht nachvollziehen konnten, wissen sich in bester Gesellschaft. Rechtlich gesehen war die Ausschüttung von 40 % des Gewinns ohnehin unstrittig. Allenfalls die Image-Wirkung einer Dividendensteigerung in Zeiten, in denen andere Unternehmen ums Überleben bangen, hätte Daimler dazu bewegen können, von der üblichen Ausschüttungsquote abzuweichen. Die gesellschaftliche Debatte zu Ausschüttungen bei gleichzeitiger Nutzung von Kurzarbeitergeld hat schließlich schon im vergangenen Jahr begonnen und könnte neu aufflammen.

So verständlich die Kritik an der Dividende aus gesellschaftlicher Sicht sein mag, so problematisch wäre es für den Dax-Konzern gewesen, darauf einzugehen. Daimler war vor einem Jahr an der Börse nicht einmal halb so schwer wie aktuell und galt als Übernahmekandidat. Ohne starken Ankeraktionär, wie ihn die Wettbewerber Volkswagen und BMW aufweisen, ist eine hohe Bewertung noch immer der größte Schutz der eigenen Unabhängigkeit.

Kontinuität in der Ausschüttungspolitik ist daher nur ein Argument, das helfen soll, in der Gunst der Anleger zu punkten. Die Verbesserungen bei Marge und Cash-flow, die Elektrifizierungsstrategie, die Fokussierung auf Wachstum der Submarken und die Aussicht auf die geplante Abspaltung des Truckgeschäfts sind weitere Aspekte, die auf das Konto der Daimler-Aktie einzahlen sollen. Auf eine prinzipiell mögliche Dividendenanhebung zu verzichten, ist ein Luxus, den man sich leisten können muss. Offenbar ist der Daimler-Vorstand, der seinen Kunden modernen Luxus verspricht, nicht der Ansicht, dafür bereits genug Goodwill bei den Aktionären angesammelt zu haben.

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