So. Jun 2nd, 2024

Bamberger Denkmalwissenschaft erforscht Wiederaufbau nach Zweitem Weltkrieg

Zwischen 1939 und 1949 entstandene Kartierungen geben auch Aufschlüsse für aktuelle Katastrophen.

Die Frauenkirche in Dresden, das Neue Schloss in Stuttgart oder das Heilig-Geist-Spital in Nürnberg: Im Zweiten Weltkrieg wurden diese und viele weitere historische Gebäude durch Bomben und Feuer zerstört. Doch heute sind sie wieder zu besichtigen und gehören fest zum Stadtbild – dank des Wiederaufbaus. Ihm lagen oftmals Karten der Städte zugrunde, die bereits während des Krieges entstanden, um das historische Erbe der Stadt zu dokumentieren. Im Dezember 2020 startete ein denkmalwissenschaftliches Forschungsprojekt an der Universität Bamberg, das diese Karten untersucht.

Die Ergebnisse könnten dabei helfen, auch aktuelle Schäden besser zu kartieren. Nach der Explosion in Beirut im August 2020 wurden der Öffentlichkeit beispielsweise Stadtkarten zur Verfügung gestellt, um Schäden einzuzeichnen und den Wiederaufbau zu planen. Auch heute geschieht die Schadenskartierung noch nach einem ähnlichen Schema wie während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Stadt Nürnberg zum Beispiel bezog 1947 die Bevölkerung ebenfalls in Form eines Ideenwettbewerbs in den Wiederaufbau ein.

­Das Forschungsprojekt wird mit insgesamt 2,5 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Dr. Carmen Enss, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Denkmalpflege der Universität Bamberg, leitet das Projekt, das im Verbund mit anderen Forschungseinrichtungen durchgeführt wird.

Städte gingen unterschiedlich mit Zerstörungen um

Zwischen 1939 und 1949 zeichneten Stadtverwaltungen und Fachbehörden, aber auch Vereine, Firmen und Privatpersonen Karten. Einerseits beurteilten diese die Gebäude der Stadt nach ihrem materiellen und ideellen Wert, andererseits hielten sie aber auch Zerstörungen während des Krieges fest. „Im Nachhinein können uns die Karten unter anderem zeigen, wie Entscheidungen über den Erhalt von Gebäuden getroffen wurden“, erklärt Carmen Enss. Interessant sei vor allem zu sehen, wie die unterschiedlichen Städte mit dem Erbe umgegangen sind. „Kassel und Hannover haben beispielsweise ihre Städte ganz neu geplant – geschichtsträchtige Gebäude sind beinahe vollends aus dem Stadtbild verschwunden“, erläutert die Projektleiterin weiter. Im Kontrast dazu sei in Nürnberg mehr auf die historisch gewachsene Struktur der Stadt eingegangen worden. Besonders die Stadtmauer, die noch heute die Altstadt säumt, habe eine wichtige Rolle gespielt.

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