Mi. Mai 8th, 2024

Köln (ots)

Schmerzen kennt jeder und trotzdem erlebt sie jeder anders. Denn Schmerz besteht aus einer physischen, einer sozialen und einer psychischen Komponente, mit der verschiedene Menschen unterschiedlich umgehen. Grundsätzlich ist Schmerz wichtig – er dient dem Körper als Warnsignal und zum Schutz. So reagieren die körpereigenen Schadensmelder, auch Nozizeptoren genannt, auf eine drohende oder bereits eingetretene Verletzung von Gewebe. Diese Warnfunktion kann überlebenswichtig sein, denn sie schützt den Köper vor weiteren Schäden und fördert durch die Ausschüttung von Hormonen die Heilung. “Für den Umgang mit Schmerzen ist es wichtig zu verstehen, wie sie entstehen und wirken”, weiß Dr. Andreas Hellmann, Neurowissenschaftler und Schmerzexperte bei alley, einer Medizin-App mit der u.a. eine Schmerzerfassung in Echtzeit möglich ist.

Schmerzentstehung

Schmerzen können durch übermäßige mechanische, thermische oder chemische Reize entstehen, zum Beispiel durch Hitze, Kälte oder Verletzungen. Die Nozizeptoren, die sich in fast allen Organen und Körperteilen befinden, werden aktiviert und leiten ein Signal über die aufsteigenden Nervenbahnen des Rückenmarks ins Gehirn. Das Gehirn bewertet das Signal und gleicht ab, ob es bereits Erfahrungswerte mit dem empfundenen Reiz gibt. Das passiert in unterschiedlichen Gehirnarealen. Für körperliche Aspekte zuständige Areale bewerten Herkunft und Stärke des Signals sowie Ausmaß des Schadens. Andere Areale sind für die emotionalen Aspekte zuständig. Sie bewerten, die Erfahrungen mit diesem Schmerzreiz. Noch während das Gehirn den Reiz verarbeitet, löst es bestimmte Impulse aus, die über die absteigenden Bahnen des Rückenmarks bis in die Extremitäten – also Hände, Beine, Füße – geleitet werden und dort eine Reaktion erzeugen: Hinsetzen nach einem stechenden Schmerz im Kniegelenk oder Wegziehen der Hand von der Herdplatte. Neben solchen sichtbaren Handlungen finden auch Reaktionen im Körperinneren statt. Beispielsweise werden an verschiedenen Stellen im Körper Hormone und andere Stoffe ausgeschüttet, die Schmerzen lindern können.

Schmerzverlauf

Bestehen Schmerzen, wird der Schmerzverlauf in der Medizin in akut und chronisch eingeteilt. Akute Schmerzen treten bei gesunden Menschen immer dann auf, wenn ein Gewebeschaden vorliegt, oder dieser droht. Schmerzen sollen das Gewebe vor weiterer Belastung und so vor weiterer Schädigung schützen. Dies ist zum Beispiel auch nach einer Operation der Fall. Schmerzen spiegeln eine Momentaufnahme der körperlichen Belastungsgrenze wider und sind daher auch ein wichtiger Bestandteil der Heilungsphase. Meist verschwinden sie nach einer Zeit der Schonung oder einer Behandlung, da das betroffene Gewebe ausheilt. Wenn die Schmerzen aber über mehr als drei Monate anhalten oder immer wiederkehren, spricht man von einem chronischen Verlauf. Der Schmerz verliert dabei seine Warnfunktion, und das Nervensystem bleibt in einem dauerhaft erhöhten Alarmzustand. Grund dafür ist, dass das Gehirn stetigen Umbauprozessen unterliegt und sich an Schmerzerfahrungen erinnert. Man spricht dabei umgangssprachlich auch vom Schmerzgedächtnis, zum Beispiel, wenn abgespeichert ist, dass das Anheben eines Wäschekorbs im Rücken schmerzt. Diese Information mischt das Gehirn dann der tatsächlichen Sinneserfahrung bei und ist alarmiert. Der Schmerz kann dann nicht mehr auf eine Verletzung zurückgeführt werden. Trotzdem ist der empfundene Schmerz real und behandlungsbedürftig, auch, wenn es keine strukturelle Ursache gibt. Gemessen werden Schmerzen nach Art, Stärke und Verlauf. Sie können sich über den Tag verändern, stärker oder schwächer werden. Wovon das abhängt, ist nicht immer eindeutig festzustellen. Ob Schmerzen chronisch werden, hängt aber nicht nur von der Art der ursprünglichen Verletzung oder Erkrankung ab, sondern auch von emotionalen Zuständen, den Erfahrungen, dem sozialen oder beruflichen Umfeld und anderen Faktoren.

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Laura Jahn

Von Laura

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