Di. Aug 27th, 2024

Hamburg (ots)

Drei von vier Finanzdienstleistern durchlaufen gerade eine Neuorganisation oder haben diese bereits abgeschlossen. Weitere 18 Prozent planen aktuell den organisatorischen Umbau. Obwohl damit fast alle Banken und Versicherer an ihrer Zukunftsfähigkeit feilen, bleibt die Anspannung nach wie vor groß. Mit 35 Prozent ist der Anteil der Unternehmen, die einen “sehr großen Veränderungsdruck” spüren, in der Finanzbranche fast dreimal so hoch wie in der Industrie (12 Prozent). Zu diesem Ergebnis kommt die Studie Potenzialanalyse Organisation x.0 von Sopra Steria in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.

In nahezu allen Finanzhäusern Deutschlands treibt die Digitalisierung der Prozesse und Arbeitsabläufe derzeit die Neuorganisation. “Vor der Finanzkrise im Jahr 2008 haben sich die Häuser sehr stark auf den Vertrieb konzentriert, danach haben sie sich überwiegend mit Regulatorik befasst”, sagt Robert Bölke, Leiter Strategieberatung Banking bei Sopra Steria Next. “Doch sie haben es dabei versäumt, sich mit einem klaren Profil sowie einer dazu passenden Organisation an einem deutlich veränderten Markt zu positionieren. In der Folge haben viele Institute den Anschluss an die Digitalisierung verloren und sind von Fintechs und branchenfremden Wettbewerbern rechts überholt worden, zum Beispiel im Zahlungsverkehr oder aktuell im Online-Brokerage.”

Der Druck, die eigene Organisation zukunftsfest aufzustellen, um im Vergleich zu Konkurrenten aus Europa, Amerika und Asien nicht noch weiter ins Hintertreffen zu geraten, ist groß. Doch die Reformen drohen erneut ins Leere zu laufen. Der Grund: “Deutschen Finanzdienstleistern geht es bisher vor allem darum, die Kosten zu senken, indem sie Stellen abbauen und Filialen zusammenstreichen. Das ist ein Rückzugsgefecht, aber keine Strategie”, warnt Robert Bölke.

Technologen und Philosophen statt Betriebswirte

Damit Veränderungen zum Erfolg werden, ist vor allem ein kultureller Wandel innerhalb der Organisationen wichtig. Mit transparenten Entscheidungen (93 Prozent) und einer offenen Unternehmenskultur (75 Prozent), wie die Mehrheit der Befragten betont. “Es sollte nicht das Ziel von Reformen sein, Mitarbeiter vor die Tür zu setzen, Prozesse zu automatisieren oder die bestehende marode Infrastruktur am Laufen zu halten”, so Bölke. “Sondern es geht um ein neues Denken. Dazu braucht es aber neben Betriebswirten vor allem kreative Köpfe wie Ingenieure oder Philosophen.”

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Laura Jahn

Von Laura

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