Sa. Apr 27th, 2024

München (ots)

Die geplanten Themen:

Zum 100. Geburtstag von Willi Sitte

Er war die Eminenz unter den DDR-Künstlern. Seinen Pinselstrich kannte das ganze Land. Willi Sitte hat die Nacktheit stilisiert, unbekleidete menschliche Körper in allen Drehungen und Stellungen. Mit Stift und Pinsel hat er das Private öffentlich gemacht. In seinem Werdegang finden sich vielfältige Ausdrucksmittel und Stile. Jahrzehntelang hat er experimentiert, hat sich in die klassische Moderne verliebt, hat neue Formen gesucht und verworfen.

Als Kind eines deutschen Gemüsebauern wird er im tschechischen Kratzau geboren. Schon in der Schule zieht sein zeichnerisches Talent alle Aufmerksamkeit auf sich. Er sammelt Erfahrungen als Musterzeichner in der Teppichproduktion, dann schickt man ihn zur NS-Meisterschule für monumentale Malerei, die er unter Protest bald wieder verlässt. Als Wehrmachtssoldat kommt er 1944 in das norditalienische Montecchio Maggiore und wechselt die Front. Er desertiert, schließt sich den Partisanen an. Beim Aufbau des Sozialismus im Osten Deutschlands war er von Beginn an dabei – aus politischer Überzeugung. Der Widerspruch zwischen seiner kommunistischen Überzeugung, seiner ungebrochenen Staatstreue und seinem Beharren auf der Eigenständigkeit der Kunst hat ihn ein halbes Jahrhundert begleitet.

Der nach der Wende als Staatsmaler geschmähte Sitte genoss zu DDR-Zeiten die höchsten Ehrungen, agierte als Präsident des Künstlerverbandes und als Mitglied in Volkskammer und Zentralkomitee. Doch der Künstler Willi Sitte, war den Genossen suspekt. Sitte wollte der Kunst einen revolutionären Schwung verleihen, was ihm Rügen, Parteistrafen und immer wieder den Vorwurf der Dekadenz und des Formalismus eintrug. Am 25. Februar 2021 wäre Willi Sitte 100 geworden.

Autor: Reinhold Jaretzky

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