Sa. Apr 27th, 2024

Wie Sie Ihrem Team helfen können, wenn sie an ihrer Belastungsgrenze sind (Insights aus Executive Coaching)

Wir sind es gewohnt, Probleme zu analysieren und eine Lösung zu finden. Doch wenn es um komplexe Probleme geht – und ja, das Zusammenleben und die Zusammenarbeit ist eines davon – führt diese Strategie oft mehr zum Burnout als zum Erfolg. Anbei einige Insights im Executive Coaching.

Burnout ist nichts, was man einfach ignorieren kann. Leider bemerken viele Unternehmen oft nicht, dass ihre Mitarbeiter unter Druck stehen, oder es scheint sie nicht prioritär zu interessieren. Führungskräfte erleben praktisch jeden Tag, wie stark belastet ihr Team ist und Hilfe brauchen – sowohl für sich selbst als auch für das Team.

„Nur wer die Balance zwischen Leistung und Müßiggang wahrt

kann dauerhaft Höchstleistungen erzielen.”

(Lothar Seiwert)

Eine regionale HR-Leiterin war fünf Jahre lang sehr erfolgreich, aber dann wurde alles anders. Die Covid-19-Pandemie, der ständige Druck vom Managementteam und die unsichere Wirtschaft haben dafür gesorgt, dass ihr Team rund um die Uhr arbeiten musste, ohne eine Pause.

Zunächst hat sie so getan, als wäre es kein grosses Problem und dachte, es würde nur eine kurze Zeit harter Arbeit sein. Aber es hat sich herausgestellt, dass es keine Erleichterung gibt. Kein Land in Sicht!

Nun ist das Problem grösser als je zuvor. Was wie ein Stein begann, der einen kleinen Riss in der Windschutzscheibe verursachte, hat sich nun zu vielen langen Rissen ausgewachsen, die sich in alle möglichen Richtungen bewegen. Aussichtslos!

Zum ersten Mal in ihrer Karriere musste sie mit einer zweistelligen “freiwilligen” Fluktuation, offenen Stellen und einem Stresspegel kämpfen, der sie zu einer kurzen krankheitsbedingten Auszeit führte.

In einer kürzlichen Coaching-Sitzung stellte sie eine einfache Frage und meine Antwort war genauso einfach. Sie wollte wissen, wie sie die Dinge einfacher machen kann und ich sagte, dass es einfacher ist, erstmal zu akzeptieren, dass es schwer ist.

Die Wahrnehmung, dass es nichts Einfaches an der Führungsarbeit gibt, erzeugt, dass es die meisten Führungskräfte auch ebenso erleben. Gerade in unsicheren und schwierigen Zeiten wird Ihre Führung am meisten gebraucht.

Anstatt es sich leicht zu machen, sollte man erstmal akzeptieren und anerkennen, dass es schwer ist.

  • Die entscheidende Komponente ist der perfektionistischen Antreiber, als Sehnsucht für andere was Gutes machen zu können.
  • Burnout meint, fremde Bedürfnisse wichtiger zu nehmen als die eigenen Bedürfnisse.

Burnout ist ein echtes Problem

Was ist eigentlich das Verständnis von Burnout? Es wird definiert als einen

Zustand körperlicher oder emotionaler Erschöpfung, der auch mit einem Gefühl verminderter Leistungsfähigkeit und dem Verlust der persönlichen Identität

einhergeht.

In einer Umfrage von Deloitte unter mehr als 1000 Befragten gaben 77% der Befragten an, dass sie in ihrem derzeitigen Job ein Burnout erlebt haben. 91% sagen, dass unkontrollierbarer Stress oder Frustration die Qualität ihrer Arbeit beeinträchtigt, und 83% sagen, dass Burnout sich negativ auf persönliche Beziehungen auswirken kann.

Unermüdliche Arbeitsmoral und die Bereitschaft, sich immer wieder anzustrengen ist nötig, um etwas Bedeutendes zu erreichen. Burnout ist jedoch mehr als nur Anstrengung. Burnout ist der Beginn des Rückgangs Ihres Lebens und kein Ehrenzeichen.

Wenn Stress am Anfang steht, kann das schnell zu gesundheitlichen Problemen, abgebrochenen persönlichen Beziehungen und dem Erfahren nach einem sinnlosen Leben führen.

Einzugestehen, dass Sie oder Ihr Team ausgelaugt sind, ist also keine Schwäche, sondern Stärke.

Besonders bei zielorientierten und engagierten Menschen sind die anfänglichen Bemühungen, mit hohen Stressmomentenklarzukommen, gesellschaftlich anerkannt. Denn es ist anerkennenswert, hart zu arbeiten und noch mehr zu tun – oft desselben – Pausen einfach sein zu lassen und sich nochmals mehr anzustrengen … bis eben nichts mehr so richtig funktioniert.

Die Symptome eines Burnouts können sich in vielerlei Hinsicht manifestieren. Zum Beispiel wird immer mehr Kraft aufgewendet – für die eigene Motivation benötigt.

Gefühle von Sinnlosigkeit und Leere machen sich breit, anstatt Freude am Tun zu haben. Anderen gegenüber wird man zynisch und es entsteht neuer Freiraum durch Rückzug. Mentale, emotionale und soziale Strategien kommen ans Ende ihrer Grenzen.

Der Körper reagiert ausserdem mit unterschiedlichen physischen Symptomen, vom chronischen Kopfschmerz bis hin zu Verspannungen oder Ohrengeräuschen sowie Schwindelattacken; weiterhin ist ständige Müdigkeit, Stoffwechselprobleme oder fortwährende Erkrankungsanfälligkeit als Anzeichen für ein System am Ende seiner Kräfte. Eine Art Glocke von depressivem emotionsgeladenem Gefühl überzieht den Menschen schliesslich vollständig.

Und das soll Kompetenz sein?

Ja. Wenn man sich in einem akuten Burnout-Zustand befindet, kann man nicht mehr weitermachen – selbst wenn man es noch so sehr möchte. In diesem Fall zieht das Leben die Notbremse und alles kommt zum Erliegen. Aber vielleicht ist genau das ja auch der Sinn der Sache: damit wir endlich Stopp machen, uns neu orientieren und unsere Kräfte neu sammeln können.

Wenn jemand keine eigenen Gestaltungsmöglichkeiten mehr erlebt, aber die Anforderungen als hoch und relevant erlebt, kann dies zu Burnout führen.

Ganz klar, wer in eine solche problematische Situation gerät, sollte sich an Ärzte und Psychotherapeuten wenden. Allerdings hat man selbst die Möglichkeit, hilfreiche Ressourcen und Kompetenzen zu aktivieren, bevor es so weit kommt.

Was können wir lernen aus “Erschöpfung als Kompetenz”?

  • Es ist wichtig, Pausen zu organisieren und sich Zeit für sich selbst zu nehmen
  • Statt ständig etwas gestalten und regeln zu müssen, sollte man sich mit der Zuversicht ins Leben beschäftigen
  • Man sollte bewusst Körper und Seele spüren und pflegen
  • Vom “Ich muss” zum “Ich will” gelangen und wieder das Zepter für Körper, Geist und soziales Leben in die Hand nehmen
  • Wertmassstäbe hinterfragen und neu formulieren
  • Mit der Zeit entdecken, welche Denk- und Handlungsweisen Energie geben im Leben bzw. welches Umfeld sich als nährend erweist

aber achtsam – überstürzen Sie nichts!

Die Hauptursachen für Burnout

Toxisches Verhalten am Arbeitsplatz ist der wichtigste Prädiktor für negative Auswirkungen auf die Mitarbeiter, einschließlich Burnout-Symptome.

Hier sind einige Beispiele aus der Praxis:

  • Kommunikation als unerbittlicher Prozess – Manager und Führungskräfte, die rund um die Uhr kommunizieren und sofortige Antworten erwarten
  • Unrealistische Erwartungen – Unhaltbare Aktivitäten oder nicht erreichbares Leistungsniveau.
  • Ständiges Mikromanagement – Unfähigkeit, Mitarbeitende zu befähigen
  • Fehlen von Gemeinschaft und Beziehungen – Anhaltende Zeiten der Einsamkeit oder fehlende Unterstützung.
  • Ausschliesslicher Fokus auf den monetären Gewinn – Das Hauptziel ist der Profit vor allem anderen.

Führung ist der gemeinsame Nenner bei allen Hauptursachen für Burnout. 

Warum die Lösung von Burnout so wichtig ist

Niemand möchte Stress, Angstzustände, Depressionen oder ähnliches erleben. Arbeit zu streichen oder sich zurückzuziehen ist jedoch nicht die Lösung bei Burnout.

Der berühmte Psychiater Victor Frankl, Autor von “Man’s Search for Meaning” (Die Suche des Menschen nach dem Sinn), sagte:

“Menschen können an einem von drei Orten Sinn finden:

in der Arbeit, in der Liebe und im Mut.”

Die Arbeit ist nicht der Feind. Sie bietet nicht nur finanzielle Mittel, sondern kann auch Sinn, Zweck und Gemeinschaftschaffen. Dies sind wichtige Voraussetzungen menschlicher Grundbedürfnisse.

Einfache Wege, den Wandel auszulösen

Burnout ist ein ernstes Problem in vielen Teams und Organisationen. Um es zu bekämpfen, gibt es keine allgemein gültige Anleitung, aber hier sind einige meiner Favoriten:

  1. Konzentrieren Sie sich auf ein tieferes Ziel

Wenn Menschen wissen, dass ihr Einsatz einer sinnvollen Sache dient, arbeiten sie härter und überwinden Herausforderungen viel leichter. Die besten Führungskräfte wissen, dass schon eine winzige Dosis an Sinn einen bedeutenden Unterschied bei der Reduzierung von Burnout ausmacht.

Es spielt keine Rolle, was Sie tun. Es gibt einen tieferen Sinn hinter der Arbeit, die Sie oder Ihr Team verrichten, und es ist Ihre Aufgabe, diesen zusammen zu gestalten und zu verbinden.

  1. Ermöglichen Sie persönliches Wachstum

Persönliches Wachstum, Entwicklungsprogramme und Lernmöglichkeiten sind grundsätzlich motivierend. Befähigen Sie Ihre Mitarbeiter, ihre Ziele zu erreichen und ihr persönliches Wachstum zu fördern. Empowering!

  1. Übernehmen Sie Verantwortung

Die meisten Wege zum Burnout führen über die Führungskräfte und Manager im Unternehmen. Viele Firmen beurteilen ihre Angestellten in der Führungsposition jedoch lediglich anhand der Erfolge und Leistung, die sie erzielen.

Ein anderer, besserer Ansatz wäre es sowohl die Resultate als auch die Kultur des Unternehmens zu berücksichtigen. Die Auswirkung einer effektiven Führung kann man auf verschiedene Arten und Weisen sehen.

Fazit

Die Aufgabe von Führungskräften besteht darin Angebote zu machen, die sich auf das gewünschte Erlebnis fokussieren und so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf die Lösung des Problems richten. In den meisten Fällen ist die Lösung bereits in einem Erlebnisnetzwerk vorhanden.

Es ist an der Zeit, Burnout aus dem Schatten ins Licht zu rücken und als Kompetenz zu würdigen. Die Konzentration auf ein tieferes Ziel, die Ermöglichung von persönlichem Wachstum und die Übernahme von Verantwortung durch Führungskräfte werden das Problem nicht lösen, aber sie werden es verringern.

Jeder Mitarbeiter zählt und es ist unser aller Aufgabe, ihnen zu helfen, sinnstiftende Zusammenarbeit auch im Team zu gestalten. Zugunsten Ihrer inneren Balance.

Mein Ziel als Executive Coach ist, dass es Führungskräften – im Leadership gelingt, Arbeit und wirtschaftlichen Erfolg mit einem Miteinander zu ermöglichen, welches die Gesundheit bewahrt oder sogar verbessert. Wir sollen vom Burnout lernen und rechtzeitig Raum für Erholung schaffen. Dies ist nicht nur für den Einzelnen wichtig, sondern auch für das ganze Unternehmen als Kultur.

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