Mi. Mai 1st, 2024

Haben Sie zu Weihnachten noch nichts vor? Wie wäre es mit einem Abstecher ins Luhg Holiday? Eins können wir versprechen: Dieses Weihnachtsfest wird unvergesslich werden.

Wir warten auf Sie!

Leseprobe aus dem Buch „Luhg Holiday“

 

Mama machte den Vorschlag, einen Schneemann zu bauen, und da erklärte sich auch Angela bereit mitzumachen.

Die Ghule waren in ihren Puschen und Schlafanzügen draußen, sie schienen nie zu frieren. Wir hingegen hatten unsere Stiefel und Jacken an.

Es wurde ein lustiger Nachmittag. Ab und zu hatte ich das Gefühl, dass ein oder zwei Ghulkinder plötzlich verschwanden, dachte mir aber weiter nichts dabei. Ich wechselte zwischen Schneeballschlacht und Schneemannbau hin und her. Vor allem die Ghule waren ganz begeistert von unserem Kunstwerk.

„Was nehmen wir denn als Nase? Wir haben keine Karotte. Und einen Zylinder brauchen wir auch”, überlegte Angela laut.

„Eine Kartoffel”, schrie Jan begeistert und wollte in die Küche verschwinden.

„Nein, warte. Wir holen sie und auch einen Zylinder aus dem Keller!” Schon waren Rupert und Ruby verschwunden.

Nach geraumer Zeit brachten sie einen Schal, einen Zylinder und drei Kartoffeln, zwei kleine als Augen und eine große als Nase. Der Schneemann sah lustig aus, als er fertig war. Durch die Kartoffel hatte er eine richtige Knollennase und wir mussten lachen. Langsam wurde es dunkel und ich wunderte mich, wo die Zeit geblieben war.

„Zeit reinzugehen”, stellte Mama fest. Auf unserem Weg in die Halle hinterließen unsere Gastgeber nasse Spuren. Wir hatten uns blitzschnell der Stiefel entledigt und unsere warmen Hausschuhe angezogen.

Vater zündete gerade die Kerzen am Baum an, und als alle brannten betätigte Jeremias die Klingel an der Rezeption, und das schnarrende Geräusch ließ uns alle zusammenfahren.

„Bescherung”, krächzte er mit seiner heiseren Stimme. Womit denn bescheren? Unsere Geschenke waren doch im Auto.

Aber da ging es dann auch schon los, ehe ich recht zur Besinnung kam.

Erasmus kam die Kellerstufen hochgestapft. Gebeugt trug er einen Jutesack auf seinem Buckel. Wäre der Weihnachtsmann persönlich hier hereingeschneit, hätte ich nicht mehr gestaunt.

Schwer atmend setzte der alte Ghul den Sack ab und öffnete ihn mit geheimnisvollen Blicken.

„Wart ihr denn auch alle artig?” Prüfend sah er in die Runde.

„Ansonsten habe ich nämlich noch etwas anderes dabei.” Drohend schwang er eine Rute durch die Luft.

Jan kicherte leise, und mir lief ein kleiner Schauer über den Rücken, wir hatten alle unglaublich viel Spaß, das konnte ich auch an den leuchtenden Augen der Ghulkinder sehen.

„Jan, so komm einmal her zu mir”, sagte unser Ghul-Weihnachtsmann. Meinem Bruder verging das Lachen, und mit ängstlichem Blick auf die Rute schlich er langsam auf Erasmus zu, der jetzt tief in den Jutesack griff und einen wunderschönen schwarzen Zylinder daraus hervorzauberte. Lächelnd stülpte er ihn Jan über den Kopf, der sich unter lautem Klatschen strahlend bedankte. Dieser Kopfschmuck passte wie angegossen und rutschte nicht übers Gesicht.

Dann wurde ich aufgerufen und, ich wagte kaum zu atmen, da war es, das wunderschöne grüne Kleid, das ich im Keller anprobiert hatte. Freudestrahlend nahm ich es entgegen und brannte darauf, es überzuziehen. Aber erst musste ich noch schaun, was für die anderen im Sack war.

Angela bekam eine Kette aus funkelnden blauen Steinen um den Hals gelegt und drehte sich geziert damit in alle Richtungen. Wieder ertönte Beifall, und dann war die Reihe an Mama. Sichtlich erfreut nahm sie ein kleines grünes Medaillon entgegen. Papa bekam ein kleines Etui, und als er es öffnete war ein uralter Füller darin verborgen.

„Weil du doch so gern schreibst.” Erasmus klopfte meinem verblüfften Vater freundschaftlich auf den Rücken, da er die Schulter nicht erreichen konnte.

„Ich werde ihn in Ehren halten”, versprach Papa ganz gerührt.

Ruby musste vortreten, und Erasmus zückte seine Rute.

„Wie ich gehört habe, bist du die unartigste von allen”, sagte er streng. Ruby kreischte und kicherte dann, als sie einen knallroten Wollpullover überreicht bekam. Alle Ghule bekamen etwas Gestricktes, da gab es eine bunte Palette an Westen, Jacken und Pullis in allen Farben.

„Damit ihr nicht immer nur in den sogenannten Schlafanzügen herumlaufen müsst”, erklärte Erasmus, bevor er sich zufrieden lächelnd seine neue grüne Weste überzog.

Wir standen da mit leeren Händen und sahen uns peinlich berührt an. Doch was hätten wir den Ghulen auch schenken können?

„Sabrina, musstest du jetzt das neue Kleid überziehen?”, rügte Mama. „Du solltest mir beim Essen machen helfen.”

„Halt, ich habe auch noch eine Kleinigkeit für euch”, ertönte Papas Stimme. Ich erkannte das kleine Heft in seiner Hand. Aha, endlich würde ich erfahren, was es damit auf sich hatte.

Dankend nahm Erasmus es entgegen und blätterte darin.

„Das ist ja wunderschön”, sagte er bewegt und reichte es an Konstanze weiter. Es machte die Runde, und ich brauchte eine Engelsgeduld, bis die Reihe an mir war. Aber dann sah ich es endlich. Papa hatte jeden Ghul einzeln porträtiert, darüber stand:

HERZLICHEN DANK AN UNSERE LIEBEN GASTGEBER

Und dann zum Schluss ein eingeklebtes Familienfoto von uns mit der Überschrift:

ZUR ERINNERUNG AN FAMILIE KOHLMANN

Hier und da wischte sich ein Ghul verstohlen eine Träne aus dem Auge, und dann brach ein Beifall los wie noch nie.

Der Abend war gerettet. Ich zog das Kleid aus und folgte Mama mit Angela in die Küche. Eusebia hatte schon Kartoffeln aufgesetzt, und jetzt merkte ich plötzlich, dass ich Hunger hatte. Seit dem Frühstück hatten wir ja schließlich auch nichts mehr zu beißen gehabt.

Schinken und Wurst wurden in hauchdünne Scheibchen geschnitten, Mama bereitete die Pilzsoße aus der Suppentüte zu, und Angela öffnete mehrere Dosen mit Bohnen und Obst. Ich rannte mit Tellern und Besteck mehrmals in die festlich geschmückte Halle, und dann half mir meine Schwester, das Geschirr auf dem Tisch zu verteilen. Mir graute bei der Vorstellung, schon wieder Tee oder Nescafé trinken zu müssen, doch Mama hatte eine bessere Idee. Sie hatte inzwischen den Saft aus den Obstkonserven mit geschmolzenem Schnee vermischt und in zwei Glaskaraffen gegeben. Die Ghule bevorzugten reines Wasser aus dem Kessel. Sie aßen reichlich Kartoffeln mit Schinken und Salami, rührten aber weder Bohnen noch Fruchtcocktail an. Auch die Pilzsoße durften wir alleine essen, die schmeckte übrigens hervorragend zu den Kartoffeln und dem Schinken. Ich kann guten Gewissens sagen, dass ich an diesem Abend weder Kekse noch Schokolade oder Marzipankartoffeln vermisst habe.

Nach dem Festmahl wurde wieder musiziert. Erasmus geigte was das Zeug hielt. Doch diesmal erklangen keine wilden Tanzrythmen sondern Lieder wie ‘Stille Nacht, heilige Nacht’. Und alle sangen mit, der eine wohlklingend, der andere weniger schön, doch jeder gab sein Bestes. Weihnachtslieder aus den Kehlen der Ghule, wer hätte sich das je träumen lassen. Und so ging der Heilige Abend besinnlich und feierlich seinem Ende zu.

 

Erfahren Sie, was für Sie alles in dem geheimnisvollen Sack ist!

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Die beiden Bände sind auch einzeln als E-Books erhältlich:

„Willkommen im Luhg Holiday“ und „Auf Wiedersehen im Luhg Holiday“.

 

©byChristine Erdic

 

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Firmeninformation
Die deutsche Buchautorin Christine Erdic lebt zur Zeit hauptsächlich in der Türkei.
Beruflich unterrichtet sie in der Türkei Deutsch für Schüler (Nachhilfe), sie gab
Sprachtraining an der Uni und machte Übersetzungen für türkische Zeitungen.
Mehr Infos unter Meine Bücher- und Koboldecke
https://christineerdic.jimdofree.com/
https://literatur-reisetipps.blogspot.com/

 

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