Fr. Mai 3rd, 2024

Bonn (ots)

Heute Abend (5. Februar 2021) ist die zweitägige Online-Konferenz des Synodalen Weges zu Ende gegangen. Nach der ersten Synodalversammlung vor einem Jahr in Frankfurt am Main und den Regionenkonferenzen im vergangenen Herbst war diese Konferenz unter Coronabedingungen eine weitere Etappe. Teilgenommen haben die Mitglieder der Synodalversammlung, die weiteren Mitglieder der vier Synodalforen, Beobachterinnen und Beobachter aus der Ökumene und dem benachbarten Ausland sowie die diözesanen Ansprechpartner. Außerdem haben mehr als 80 Medienvertreter die Konferenz begleitet.

Im Mittelpunkt des ersten Tages stand die Debatte um den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche. Das Sprecherteam des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz mit Johanna Beck, Kai Christian Moritz und Johannes Norpoth wandte sich dabei mit Plädoyers für notwendige Handlungsschritte vor dem Hintergrund persönlicher Erfahrungen an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: “Lassen wir uns nicht von im Alarmmodus befindlichen und irritierten Systemen ablenken. Entscheidend für die Glaubwürdigkeit, für die Reputation unserer Kirche und für uns Betroffene wird sein, wie mit den Ergebnissen, wann immer sie auch öffentlich werden, auf Leitungsebene der Bistümer umgegangen wird. Welche Konsequenzen, auch mit Blick auf Personen, gezogen werden und was, und das ist uns in diesem Moment besonders wichtig, von wortreichen und bedeutungsschwangeren Erklärungen zu eigenem Aufklärungswillen aus der Vergangenheit in Gegenwart und Zukunft übrig bleibt”, so das Sprecherteam. Und weiter: “Sexualisierte Gewalt und geistlicher Missbrauch an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen stellt eine unfassbare Pervertierung des Evangeliums dar. Alles daran zu setzen, dass diese Pervertierung beendet wird (auch wenn man dafür vielleicht seine theologische Comfort-Zone verlassen muss), ist Evangelisierung.”

Bischof Dr. Stephan Ackermann, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes, erinnerte an die Selbstverpflichtungen, die die Deutsche Bischofskonferenz nach der MHG-Studie eingegangen sei. “Besonders wichtig waren die Einrichtung eines Betroffenenbeirats, die Fortentwicklung des Verfahrens zur Anerkennung des Leids sowie die Entwicklung von einheitlichen Kriterien für die Aufarbeitungsprozesse in den Bistümern. In der nächsten Zeit geht es um die Einrichtung eines wirksamen Monitorings für die Instrumente der Prävention, der Intervention und der Aufarbeitung”, so Bischof Ackermann.

In der Online-Konferenz war der dringende Wunsch spürbar, die Aufarbeitung von Missbrauch und sexualisierter Gewalt in allen Bistümern zügig voranzubringen und so neues Vertrauen und neue Glaubwürdigkeit zu gewinnen. Dazu hatte das Präsidium des Synodalen Weges unmittelbar vor der Online-Konferenz die Erklärung “Transparenz und Verantwortung – Konsequent gegen sexuellen Missbrauch und Gewalt in der Kirche” veröffentlicht. Darin heißt es: “Die von Missbrauch und Gewalt Betroffenen bitten wir, kritisch auf unseren Weg zu schauen. Wir arbeiten daran, in der Kirche Formen, Strukturen und Haltungen zu entwickeln, die Angriffen gegen die Würde des Menschen vorbeugen und sie verhindern.” Das Präsidium des Synodalen Weges möchte deshalb die Mitarbeit von Betroffenenvertretern strukturell im Synodalen Weg verankern. Näheres soll im Gespräch miteinander geklärt werden.

Einen Schwerpunkt des zweiten Konferenztages bildeten Berichte und Aussprachen zur Arbeit in den vier Synodalforen. Dabei wurden Grundlagentexte und wesentliche Fragestellungen in Hearings miteinander diskutiert und durch Stellungnahmen vertieft. Die vorgelegten und weitere, in Vorbereitung befindliche Texte sollen fortentwickelt und im Herbst zur ersten formellen Lesung in die Synodalversammlung gegeben werden.

Das Präsidium des Synodalen Weges zog eine positive Bilanz der Online-Konferenz. Prof. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), betonte zum Abschluss, dass es gut gewesen sei, den Anlass des Reformprozesses, die Erschütterung über sexualisierte Gewalt in der Kirche, ausdrücklich zum Thema zu machen. “Wir konnten eindrucksvolle Beiträge aus dem neuen Betroffenenbeirat hören. Diese außerordentliche Versammlung war richtig und wichtig, trotz der Begrenzungen des Formats. Nun müssen wir energisch auf unserem Weg vorankommen. Jetzt sind Debatte und Beschlussfassung möglich und nötig. Die Grundlagen und Positionen sind geklärt. Mit größter Beteiligung aller Synodalen wurden nun konkrete Voten entwickelt”, so Prof. Sternberg.

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