Do. Mai 2nd, 2024

Berlin (ots) – Der 8. Juni ist internationaler “Tag der Meere”: Die Vereinten Nationen wollen damit an die Bedeutung, aber auch an die Fragilität der Weltmeere erinnern. Ihre Mahnung: Die Meere brauchen unseren Schutz und jeder ist aufgerufen, dabei zu helfen. Eine leicht umzusetzende Maßnahme, die Verbraucher und Verbraucherinnen direkt ergreifen können, ist der Kauf von nachhaltig gefangenem Fisch – erkennbar am blauen MSC-Siegel.

Die weltweite Nachfrage nach Fisch und Meeresfrüchten steigt kontinuierlich, das Ausmaß überfischter Fischbestände leider auch. Der Marine Stewardship Council (MSC) ist mit dem Auftrag gestartet, die Fischerei in aller Welt in nachhaltige Bahnen zu lenken. Seit mehr als 20 Jahren können sich Fischereien rund um den Globus freiwillig nach MSC-Umweltstandard bewerten lassen. MSC-zertifizierte Produkte im Einzelhandel haben in Deutschland mittlerweile einen Anteil von 40 Prozent (gemessen am Wildfischsortiment) erreicht. Da liegen Fragen nahe: Kann ein Umweltsiegel zur Bewahrung der Meere beitragen? Und was genau bringt der MSC den Meeren?

Den Tag der Meere nehmen wir zum Anlass, Bilanz zu ziehen und in die Zukunft zu schauen. Stefanie Kirse, Leiterin des MSC für den deutschsprachigen Raum, im Interview:

Immer wieder werden Stimmen laut, nachhaltige Fischerei sei gar nicht möglich. Was ist da dran?

Stefanie Kirse, MSC: Die Behauptung, Fischfang könne nicht nachhaltig sein, ist schlichtweg falsch. Es gehört zu den erstaunlichsten Fähigkeiten von Fischbeständen, dass sie sich regenerieren und immer wieder auf eine gesunde Bestandsgröße anwachsen können, wenn sie nachhaltig befischt werden.

Wir müssen uns jedoch im Klaren sein, dass, wenn wir marine Ressourcen für die menschliche Ernährung nutzen wollen, eine Beeinträchtigung des Ökosystems nicht ganz zu vermeiden ist – genauso, wie es auch an Land der Fall ist: Jede menschliche Aktivität greift in die Ökosysteme ein. Daher kann es bei allen Maßnahmen immer nur darum gehen, die Umweltauswirkungen zu minimieren. Sie auf null zu reduzieren, wird nicht gelingen.

Kann ein Siegel wie das des MSC die Weltmeere und Fischbestände schützen?

Stefanie Kirse, MSC: Nur eine nachhaltige Fischerei kann unsere Meere gesund und die Ressource Fisch langfristig erhalten. Der MSC allein kann die Fischbestände nicht schützen, aber er kann dazu beitragen. Wir wünschen uns, dass alle – Regierungsbehörden, Fischereien, Märkte – noch stärker an einem Strang ziehen.

Der MSC möchte die Fischerei in nachhaltige Bahnen lenken, aber er ist kein Allheilmittel. Der MSC kann die Fischereiindustrie nicht regulieren. Das können nur Gesetzesgeber. Und genau an diesen Regulierungen mangelt es; sie international durchzusetzen, macht die Sache nicht einfacher. Doch auch Lebensmittelhändler und Verbraucher können viel für den Schutz der Ozeane tun, denn sie sitzen an entscheidenden Schalthebeln. Und genau hier helfen freiwillige Nachhaltigkeitsinitiativen wie der MSC, die Weichen richtig zu stellen. Unsere Arbeit fußt auf der Tatsache, dass ein wirtschaftlicher Anreiz ein wirkungsvoller Hebel für mehr Nachhaltigkeit ist. Je mehr Verbraucher und Lebensmittelhändler nachhaltig gefangenen Fisch mit MSC-Siegel nachfragen, desto eher sehen Fischereien sich veranlasst, ihre Leistung auf den Prüfstand zu stellen und, wo nötig, Veränderungen vornehmen, um dem MSC-Umweltstandard gerecht zu werden.

Einige NGOs bemängeln, dass die MSC-Kriterien zu lasch und die Messlatte für Nachhaltigkeit in der Fischerei zu niedrig angesetzt seien. Warum ist der MSC im Sinne der Nachhaltigkeit nicht strenger?

Stefanie Kirse, MSC: Die Herausforderung liegt darin, die Anforderungen an nachhaltigen Fischfang zugleich wirksam und erfüllbar zu gestalten. Sind die Kriterien eines Standards so anspruchsvoll, dass kaum eine Fischerei sie erfüllen kann, kann auch der beste Standard keine Veränderungen bewirken. Gleichzeitig gilt natürlich auch: Sind sie zu anspruchslos, bleibt die Wirkung in und auf unseren Meeren ebenfalls aus.

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