Sa. Mai 4th, 2024

Hamburg (ots)

Es ist Ballsaison – zumindest in den Köpfen der rund 700 Mitglieder des Tanzschulunternehmerbandes “Swinging World e.V.” in Hamburg. Doch dort, wo 2019 noch zahlreiche Kursplanungen und Events die Terminkalender schmückten, herrscht seit einem Jahr gähnende Leere.

“Unsere Branche befindet sich seit einem Jahr im kontrollierten Sinkflug” so Christoph Möller, Präsident des Verbandes und Inhaber einer renommierten Tanzschule in München. In einer kürzlich verbandsintern durchgeführten Umfrage gaben über die Hälfte der Befragten an, dass sie eine ernsthafte Gefahr für den Weiterbestand ihres Unternehmens sehen. Ebenso viele sehen sogar die Zukunft des gesamten Geschäftszweigs gefährdet. “Auf Dauer schaffe es eben keine Branche der Welt, Umsatzeinbrüche von bis zu 40 % dauerhaft zu verkraften” so der Vorsitzende.

Die versprochenen Hilfsgelder der Regierung kommen längst nicht bei den Unternehmen an. Zahlreiche bürokratische Hürden oder Änderungen im Kleingedruckten, machen eine wirtschaftliche Planung unmöglich. Möller erläutert: “Rund ein Drittel der Mitglieder haben zusätzliche Kredite aufnehmen müssen, um die Liquidität ihrer Unternehmen zu stabilisieren”. Die aufgrund der Pandemie behördlich auferlegten Maßnahmen schnüren den Tanzschulen die Luft ab und zeigen keinerlei Perspektiven auf, ob und ggf. unter welchen Bedingungen die Leistungen wieder angeboten werden dürfen.

Zwar hätten nahezu alle Tanzschulen hohe Summen in technische Ausrüstungen investiert und innerhalb kürzester Zeit komplexe Online-Unterrichtsmethoden entwickelt, diese könnten auf Dauer aber nicht den Präsenzbesuch von Tanzschulen ersetzen.

“Wir haben eine breitgefächerte Zielgruppe” führt Möller aus. Moderne Tanzschulen bieten vielfältige Unterrichtskonzepte für alle Altersgruppen. So wird z.B. der Unterricht bei Kindern bewusst auf die tänzerische Früherziehung fokussiert und somit späteren Haltungsschäden vorgebeugt. Die reine Schrittvermittlung steht bei einem Besuch der Tanzunternehmen nicht im Vordergrund. Der Präsident erklärt: “Das Gefühl von menschlichen Begegnungen kann zwar distanziert und hygienekonform erreicht, aber von keinem Online- oder Streaming-Angebot dieser Welt ersetzt werden.”

Mit dem Niedergang der Tanzschulbranche, geht Deutschland ein wichtiges Instrument der sozialen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen verloren. Wer erinnert sich nicht mehr an den ersten Ball in festlicher Kleidung oder an das Herzklopfen, die Blicke oder das verschämte Grinsen beim ersten Auffordern? “Wir haben Werte, die es zu verteidigen gilt!”, erklärt Christoph Möller kämpferisch.

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