Do. Mai 2nd, 2024

Berlin/London (ots) – Vor einem Jahr warnten die Vereinten Nationen vor Hungersnöten “biblischen Ausmaßes”. Die Warnung verhallte: Gerade einmal fünf Prozent der für 2021 benötigten Hilfsgelder für Ernährungssicherheit in Höhe von 7,8 Milliarden Dollar wurden von der internationalen Gebergemeinschaft bislang finanziert. Mehr als 200 Organisationen fordern deshalb in einem offenen Brief alle Regierungen auf, die Hilfe dringend zu erhöhen und zu verhindern, dass in diesem Jahr mehr als 34 Millionen Menschen an den Rand des Verhungerns getrieben werden.

Erst im Februar riefen das Welternährungsprogramm (WFP) und die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO (FAO) dazu auf, zusätzliche Mittel in Höhe von 5,5 Milliarden Dollar für die Versorgung der bedürftigsten Menschen bereitzustellen. Die Summe entspricht in etwa den weltweiten Militärausgaben eines Tages (weniger als 26 Stunden): Im gesamten Jahr 2019 gaben die Staaten 1,9 Billionen Dollar für das Militär aus. Doch während immer mehr Menschen hungrig zu Bett gehen, nehmen die Konflikte zu.

Ende 2020 schätzten die Vereinten Nationen, dass 270 Millionen Menschen entweder stark von Hunger bedroht sind oder bereits von akutem Hunger betroffen. Schon jetzt trifft dies für 174 Millionen Menschen in 58 Ländern zu. Viele von ihnen sind in Gefahr, an Nahrungsmangel oder der Schwächung ihres Immunsystems zu sterben. Die Zahl der Notleidenden wird in den kommenden Monaten noch steigen, wenn nicht sofort etwas unternommen wird. Weltweit sind die durchschnittlichen Lebensmittelpreise jetzt auf dem höchsten Stand seit sieben Jahren.

Bewaffnete Konflikte sind die Hauptursache für den weltweiten Hunger, der auch durch den Klimawandel und die Covid-19-Pandemie verschärft wird. Vom Jemen über Syrien, Afghanistan und den Südsudan bis hin zum Norden Nigerias treiben Konflikte und Gewalt Menschen in existenzielle Not.

Die über 200 Organisationen fordern, dass der zu Beginn der Pandemie erfolgte Aufruf des UN-Generalsekretärs zu einem globalen Waffenstillstand erhört und umgesetzt wird. Um Leben zu retten, müssen die Entscheidungs- und Verantwortungsträger*innen in aller Welt dauerhafte und nachhaltige Konfliktlösungen unterstützen und humanitären Helfenden Zugang zu den Menschen in Krisengebieten ermöglichen.

Ahmed Shehu, Regionalkoordinator für das zivilgesellschaftliche Netzwerk des Tschadseebeckens, sagte: “Die Situation hier ist wirklich dramatisch. 70 Prozent der Menschen in dieser Region sind Bauern, aber sie haben wegen der Gewalt keinen Zugang zu ihrem Land und können keine Lebensmittel mehr produzieren. Diese Bauern haben jahrelang Tausende mit Nahrung versorgt, jetzt sind sie zu Bettlern geworden. Die Nahrungsmittelproduktion ist ausgefallen, Arbeitsplätze und Einkommen sind verloren gegangen und die Menschen können sich kein Essen mehr kaufen. Und wir gelangen nicht einmal mehr sicher zu den Bedürftigen, um ihnen zu helfen. Einige unserer Mitglieder haben die Reise riskiert, um hungernde Menschen zu erreichen und wurden entführt. Wir wissen nicht, wo sie sind. Das hat enorme Auswirkungen auf diejenigen, die helfen wollen.”

Hinweise für die Redaktionen:

ZITATE VON UNTERZEICHNENDEN:

Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger in Deutschland:

“Staats- und Regierungschefs auf der ganzen Welt müssen umgehend auf die Nahrungsmittelkrise reagieren. Drei Länder sind bereits von einer Hungersnot oder hungerähnlichen Zuständen betroffen, vierzig Länder sind gefährdet. Betroffen sind insbesondere Menschen in Konfliktregionen. Wenn wir nicht entschlossen reagieren, werden noch mehr Menschen an Hunger sterben. Regierungen und die internationale Gebergemeinschaft müssen sowohl diplomatische Maßnahmen verstärken als auch die notwendigen finanziellen Mittel bereitstellen, um die Zivilbevölkerung zu schützen und den Zugang zu humanitärer Hilfe zu sichern. Die Resolution 2417 des UN-Sicherheitsrats muss dringend umgesetzt werden. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Der bevorstehende G7-Gipfel muss erfolgreich sein, um Hungersnöte abzuwenden.”

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